kulturtipp: Für Ihr Buch «Und er fährt nie weg» haben Sie viele Pendler belauscht. Mögen Sie es, beobachtet zu werden?
Bänz Friedli: Zum Glück merke ich das gar nicht. Jemand, der wie ich Kinder hat, hört dann aber schnell und deutlich: «Vati, du bisch pinlech.»
Welche Peinlichkeiten stellen Sie denn an?
All die Dinge, über die ich mich selbst immer nerve – lautes Telefonieren, den Sitz neben mir mit einer Tasche besetzen …
Könnten Sie die Zeit statt auf den Schienen auf der Autobahn verbringen?
Das wäre der Horror! Das ewige Stop-and-go im Schweizer Stossverkehr hat mich immer wahnsinnig aggressiv gemacht. Abgesehen davon, kommen mir unterwegs immer unglaublich viele Dinge in den Sinn, die ich notieren muss. Das wäre im Auto zu gefährlich.
Für das «Migros-Magazin» haben Sie zehn Jahre lang eine Hausmann-Kolumne verfasst. Vermissen Sie diese Zeit?
Es war einfach, eine Kolumne mit einer klaren thematischen Vorgabe zu schreiben. Da kamen mir immer Ideen. Jetzt, da ich schreiben kann, was ich will, ist es schwieriger. Aber es war gut, die Hausmann-Kolumne zu beenden. Nun kann ich mit meiner Familie etwas mehr Privatsphäre geniessen.
Demnach hat Sie der Hausmann-Groove nun nicht mehr im Griff?
Doch! Im «Starbucks» putze ich stets die Sauerei mit Milch und Zucker auf der Ablage weg. Ein Reflex. Aber wenigstens muss ich diesem Bild des «Hausmanns der Nation» nicht mehr überall gerecht werden.
Nächsten Juni feiert Ihr neues Kabarett-Stück Premiere. Verraten Sie schon was?
Es heisst voraussichtlich «Ke Witz!», die Premiere ist am Festival «Blickfelder». Es geht darum, dass wir heutzutage dank Errungenschaften wie dem Rasenroboter eigentlich dauernd Zeit sparen und trotzdem immer weniger Zeit haben. Das Stück soll eine Spur leichter und lustiger werden als das aktuelle.
Sie kennen den thematisch abwechslungsreichen Alltag der Journalisten. Wird Ihnen nicht langweilig, ewig dasselbe Programm vorzutragen?
Erstaunlicherweise nicht. Ich begreife jetzt, wie schön es sein kann, immer wieder dasselbe aufzuführen. Ausserdem verändere ich es ja stets aufgrund aktueller Geschehnisse, kein Abend ist identisch, da Ort und Publikum ja ständig wechseln und mein Programm, glaube ich, besser wird. Es fühlt sich mittlerweile so bequem an wie eine Lieblingsjeans, die man seit Jahren trägt.
Dann bleiben Sie auf der Bühne?
Ja, die nächsten paar Jahre setze ich darauf. Es war ein Geschenk, mit fast 50 Jahren etwas Neues anzufangen.
Und danach werden Sie sich nochmals neu erfinden?
Dass ich mich neu erfände, ist eine Aussensicht. Ich bleibe, wie ich bin, es ist mein Schicksal, Tag und Nacht mit diesem Friedli zusammen zu sein. Ich habe mich auf verschiedene Arten geäussert, meine Gefühlswelt aber ist dieselbe geblieben. Was ich in 15 Jahren mache, weiss ich nicht. Es wird aber zweifellos mit Schreiben und «Lafere» zu tun haben.
Interview: Melanie Riedi