Er steht auf der Bühne «und macht dr Gloon», wie er sagt. Der Berner Bänz Friedli bereist liebend gern die USA. Er tschuttet in der Schweizer Schriftsteller-Nati, die es tatsächlich gibt, auch wenn sie in Russland nicht dabei ist. Im Herbst geht er auf Kurztournee mit seinem deutschen Kabarettfreund Thomas C. Breuer unter dem Titel «Retour – Breuer und Friedli fahren Eisenbahn». Daneben schreibt Friedli seit Jahren eine Kolumne im «Migros Magazin».
Damit, so sollte man meinen, ist einer eingedeckt. Aber das Wichtigste kommt noch: Friedli arbeitet gegenwärtig an einem neuen Bühnenprogramm, das nächsten Februar im Zürcher Theater am Hechtplatz Premiere haben wird. Daneben schreibt er viel, kürzlich ist der Sammelband «Es ist verboten, übers Wasser zu gehen» mit Erzählungen und Kurzgeschichten herausgekommen.
Über Politik und Ablativ zu Kultur und Sport
Der Mann hat wenig ausgelassen, was das Leben bietet. Als 20-Jähriger sass er als Jüngster im Gemeinderat der Berner Gemeinde Wohlen. Doch endlose Sitzungen über Abwasserkanalisation und Schulhausbauten rieben ihn auf. So wandte er sich an der Universität den Freuden der lateinischen Sprache zu. Ablativ & Co. waren zwar linguistisch ergiebig, zumal Friedli an Lateinwettbewerben in Rom teilnahm, aber nicht sehr lukrativ.
Er wurde Journalist, arbeitete als Sport- und Kulturredaktor. Die beiden Disziplinen mögen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Friedli führte sie indes symbiotisch zusammen: Cupfinal und Rockkonzert laufen irgendwie auf das Gleiche hinaus – auf ein tosendes Ende. Der bänzsche Kosmos umfasst noch mehr Aktivitäten: Derzeit ist er damit beschäftigt, den Meistertitel des Berner Fussballclubs Young Boys seelisch zu verarbeiten.
Geschichten erzählen, die stimmen
Als eine Art Selbsttherapie beteiligt er sich am «YB-Meisterbuch» Mit dabei: Schriftsteller Pedro Lenz, Filmer Bernhard Giger und der Journalist Klaus Zaugg. Mit anderen Kollegen ist Friedli Autor des Sportmagazins «No. 1», von dem noch nie jemand gehört hat. Es erscheint Ende Jahr, aber nur einmal.
Wie passt das alles zusammen? Friedli sieht sich als gedanklicher «Verarbeiter». Im Grunde sei er der Journalist geblieben. Er sammle Geschichten und vermittle sie dem Publikum, sei es auf der Bühne oder in Texten, zum Beispiel in der «NZZ am Sonntag», wenn er über US-Blueser schreibt. Wichtig ist ihm die Recherche: «Meine Geschichten müssen stimmen; ich bin ein Wahrheitsfanatiker», sagt er. Man ist geneigt, ihm zu glauben, jedenfalls ein bisschen.
Kabarett
Ke Witz! Bänz Friedli gewinnt Zeit
Sa, 9.6., 20.00, und Mi, 13.6., 20.00
Miller’s Studio Zürich, Dernière
Bänz Friedlis Kulturtipps
Lesung
«Es ist verboten, übers Wasser zu gehen»
So, 8.7., Schloss Mörsburg Winterthur
Konzert
Jovanotti
«Niemand in Europa gibt so sprühende Konzerte wie er.»
Do, 21.6., Hallenstadion Zürich
Buch
Jana Scheerer: «Mein innerer Elvis»
«Wie eine junge Ausreisserin nach Memphis pilgert, Elvis sucht und sich selbst findet. Hinreissend erzählt!», 244 S. (Schöffling & Co. 2010)
Kabarett
Mike Müller: «Heute Gemeindeversammlung»
«Politisches Kabarett, das uns echt etwas angeht. Eine schauspielerische Glanzleistung!»
Mi, 20.6.–So, 24.6., Casinotheater Winterthur