Das Landesmuseum, die Fondation Beyeler oder das Luzerner Verkehrshaus: Sie geniessen internationale Aufmerksamkeit. Neben den grossen Häusern finden neugierige Besucher aber auch an zahlreichen kleineren Orten Exponate, die das Kulturschaffen spiegeln.
Von Cuno Amiet bis Max Gubler
Die «Schynige Platte» von Ferdinand Hodler ist ein Schweizer Landschaftsklassiker, der das Naturverständnis des Künstlers trefflich illustriert. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1909 ist in der kleinen Berner Seeländer Gemeinde Studen bei Biel zu sehen – in der Fondation von Trudie und Gerhard Saner: Sie bietet einen konzisen Überblick der Schweizer Kunst des letzten Jahrhunderts – von Cuno Amiet über Max Gubler bis zu einer grossen Auswahl der Zürcher Konkreten. Gerhard Saner führt die Besucher mit Sachverstand durch seinen Kunstreichtum, der im Betriebsgebäude seines Uhrenzulieferungs- und Immobilien-Unternehmens zu sehen ist: «Seit 60 Jahren sammeln wir – zuerst mit ganz bescheidenen Mitteln, heute gehen wir an Auktionen», sagt er.
Neben Klassikern wie Hodler stösst man auch auf Überraschendes. Eine kühne Collage von Dieter Roth etwa hat zwei Mikrofone eingebaut. Diese nehmen Kommentare der Besucher auf und geben sie über Lautsprecher wieder, damit sie ihre allenfalls peinlichen Kunstbanalitäten selbst zu hören bekommen.
Die richtige Nase für wichtige Werke
Konventioneller und dennoch grandios ist das Werk von Alice Bailly «La joie dans la forêt» (1922). Oder «Nelda» (1969), das einzige Werk Alberto Giacomettis in der Sammlung Saner. «Wir haben Giacometti zu spät entdeckt, und als wir kamen, war er bereits unerschwinglich», sagt der Sammler. Ansonsten habe er oft die richtige Nase gehabt, etwa mit Edouard Vallet: «Für seine Werke erhalte ich heute Angebote aus den USA», sagt er. Aber dafür habe er kein Musikgehör: «Ich verkaufe nichts.» Seine Sammlung erweist neben all diesen grossen Namen auch dem wichtigsten Künstler des Seelands die Ehre – Albert Anker. «Er gehört dazu, auch wenn er die meisten Arbeiten im 19. Jahrhundert gemalt hat.» Denn Ankers Gemälde belegt im Vergleich zu moderneren Künstlern anschaulich, welche Entwicklung die Schweizer Malerei in der Zeit um den vorletzten Jahrhundertwechsel durchlaufen hat.
Fondation Saner Studen BE
Besuch auf Voranmeldung
www.fondation-saner.ch
Digitale Schatzkiste
Überraschende Entdeckungen zu Ausstellungen lassen sich auch auf www.museums.ch machen: Die digitale Plattform aller bekannten und unbekannteren Museen in der Schweiz überzeugt mit einer übersichtlichen Gestaltung. Eine Suchfunktion nach Kanton oder Kategorie – von Archäologie bis Völkerkunde – hilft bei der Eingrenzung der über 1100 Museen. Nebst einer kurzen Einführung zum jeweiligen Museum und der aktuellen Ausstellung gibt es hier alle nötigen Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Anreise etc. (bc)
Infos unter: www.museums.ch
Rock- & Pop-Museum in Niederbüren SG
Uschy und Roland «Tschiibi» Grossenbacher haben im Lauf von Jahrzehnten ein grossartiges Museum der Rock- und Pop-Geschichte geschaffen. Kernstück des Museums ist die Beatles-Ecke mit 45 Golden Awards, welche die legendären Pilzköpfe in den USA erhalten haben. Ein weiterer Schwerpunkt ist den Kinks gewidmet, einer britischen Band, die in den 1960ern fast so berühmt war wie die Fab Four und die Rolling Stones. Der Besucher findet neben 6000 Unterschriften über 250 Original-Awards von Rockstars, die Musikgeschichte geschrieben haben.
Rock- & Pop-Museum Niederbüren SG
Führungen (mit Verpflegung) – www.rockpopmuseum.ch
Kabinett für sentimentale Trivialliteratur in Solothurn
Das Kabinett bietet Lesematerial über sogenannte «Frauenliteratur» von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Besucher finden etwa Ausgaben der legendären Zeitschrift «Die Gartenlaube», die im 19. Jahrhundert Generationen von lesekundigen Frauen durch die Geschicke des Alltags begleitete. Jungmädchenbücher vermitteln Nützliches über Haushaltführung, Erziehung, Begegnungen von Mann und Frau oder Reisen. Längst vergessene Autorinnen kommen zu Ehren wie die norddeutsche Schriftstellerin Charlotte Niese (1854–1935), die unter dem Pseudonym Lucian Bürger den Adelsroman «Kajus Rungholt» schrieb.
Kabinett für sentimentale Trivialliteratur Solothurn
Besuch auf Voranmeldung, Führungen: jeweils am 7. des Monats, 19.00–20.00
www.trivialliteratur.ch
Henkermuseum in Sissach BL
Die Besucher finden eine umfassende Sammlung von Exponaten aus dem Strafvollzug vergangener Zeiten, etwa das Richtschwert der Mengis-Scharfrichter. Das «Schmuckstück» allerdings ist die «Krawatte», das Original-Halsbrett mit einer Klinge, die den zum Tode Verurteilten köpfte. Sie kam bei der letzten zivilen Hinrichtung in der Schweiz zum Einsatz. Damals wurde der Zürcher Hans Vollenweider im Kanton Obwalden hingerichtet. Er hatte gemäss Gerichtsurteil drei Tötungsdelikte begangen. Die Ausstellungsmacher wollen mit ihren Exponaten die Besucher für die Tragweite eines solchen Schicksals sensibilisieren. Zeitgenössische Darstellungen von Gerichtsprozessen und Hinrichtungen dokumentieren die Unmenschlichkeit dieser Form von Strafvollzug.
Henkermuseum Sissach BL
Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat
14.00–17.00
www.henkermuseum.ch
Das Landesmuseum, die Fondation Beyeler oder das Luzerner Verkehrshaus: Sie geniessen internationale Aufmerksamkeit. Neben den grossen Häusern finden neugierige Besucher aber auch an zahlreichen kleineren Orten Exponate, die das Kulturschaffen spiegeln.
Von Cuno Amiet bis Max Gubler
Die «Schynige Platte» von Ferdinand Hodler ist ein Schweizer Landschaftsklassiker, der das Naturverständnis des Künstlers trefflich illustriert. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1909 ist in der kleinen Berner Seeländer Gemeinde Studen bei Biel zu sehen – in der Fondation von Trudie und Gerhard Saner: Sie bietet einen konzisen Überblick der Schweizer Kunst des letzten Jahrhunderts – von Cuno Amiet über Max Gubler bis zu einer grossen Auswahl der Zürcher Konkreten. Gerhard Saner führt die Besucher mit Sachverstand durch seinen Kunstreichtum, der im Betriebsgebäude seines Uhrenzulieferungs- und Immobilien-Unternehmens zu sehen ist: «Seit 60 Jahren sammeln wir – zuerst mit ganz bescheidenen Mitteln, heute gehen wir an Auktionen», sagt er.
Neben Klassikern wie Hodler stösst man auch auf Überraschendes. Eine kühne Collage von Dieter Roth etwa hat zwei Mikrofone eingebaut. Diese nehmen Kommentare der Besucher auf und geben sie über Lautsprecher wieder, damit sie ihre allenfalls peinlichen Kunstbanalitäten selbst zu hören bekommen.
Die richtige Nase für wichtige Werke
Konventioneller und dennoch grandios ist das Werk von Alice Bailly «La joie dans la forêt» (1922). Oder «Nelda» (1969), das einzige Werk Alberto Giacomettis in der Sammlung Saner. «Wir haben Giacometti zu spät entdeckt, und als wir kamen, war er bereits unerschwinglich», sagt der Sammler. Ansonsten habe er oft die richtige Nase gehabt, etwa mit Edouard Vallet: «Für seine Werke erhalte ich heute Angebote aus den USA», sagt er. Aber dafür habe er kein Musikgehör: «Ich verkaufe nichts.» Seine Sammlung erweist neben all diesen grossen Namen auch dem wichtigsten Künstler des Seelands die Ehre – Albert Anker. «Er gehört dazu, auch wenn er die meisten Arbeiten im 19. Jahrhundert gemalt hat.» Denn Ankers Gemälde belegt im Vergleich zu moderneren Künstlern anschaulich, welche Entwicklung die Schweizer Malerei in der Zeit um den vorletzten Jahrhundertwechsel durchlaufen hat.
Fondation Saner Studen BE
Besuch auf Voranmeldung
www.saner.ch
Digitale Schatzkiste
Überraschende Entdeckungen zu Ausstellungen lassen sich auch auf www.museums.ch machen: Die digitale Plattform aller bekannten und unbekannteren Museen in der Schweiz überzeugt mit einer übersichtlichen Gestaltung. Eine Suchfunktion nach Kanton oder Kategorie – von Archäologie bis Völkerkunde – hilft bei der Eingrenzung der über 1100 Museen. Nebst einer kurzen Einführung zum jeweiligen Museum und der aktuellen Ausstellung gibt es hier alle nötigen Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Anreise etc. (bc)
Infos unter: www.museums.ch
Rock- & Pop-Museum in Niederbüren SG
Uschy und Roland «Tschiibi» Grossenbacher haben im Lauf von Jahrzehnten ein grossartiges Museum der Rock- und Pop-Geschichte zusammengetragen. Kernstück des Museums ist die Beatles-Ecke mit sämtlichen 45 Alben, welche die legendären Pilzköpfe in den USA herausbrachten. Ein weiterer Schwerpunkt ist den Kinks gewidmet, einer britischen Band, die in den 1960ern fast so berühmt war wie die Fab Four und die Rolling Stones. Der Besucher findet neben seltenen Platten Juke Boxes und zahlreiche Instrumente, auf denen die Grossen der Zeit spielten. Besonders hübsch: eine Geburtstagseinladung von Freddie Mercury.
Rock- & Pop-Museum Niederbüren SG
Führungen (mit Verpflegung) – www.rockpopmuseum.ch
Kabinett für sentimentale Trivialliteratur in Solothurn
Das Kabinett bietet Lesematerial über sogenannte «Frauenliteratur» von der Französischen Revolution bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Besucher finden etwa Ausgaben der legendären Zeitschrift «Die Gartenlaube», die im 19. Jahrhundert Generationen von lesekundigen Frauen durch die Geschicke des Alltags begleitete. Jungmädchenbücher vermitteln Nützliches über Haushaltführung, Erziehung, Begegnungen von Mann und Frau oder Reisen. Längst vergessene Autorinnen kommen zu Ehren wie die norddeutsche Schriftstellerin Charlotte Niese (1854–1935), die unter dem Pseudonym Lucian Bürger den Adelsroman «Kajus Rungholt» schrieb.
Kabinett für sentimentale Trivialliteratur Solothurn
Besuch auf Voranmeldung, Führungen: jeweils am 7. des Monats, 19.00–20.00
www.trivialliteratur.ch
Henkermuseum in Sissach BL
Die Besucher finden eine umfassende Sammlung von Exponaten aus dem Strafvollzug vergangener Zeiten, etwa das Richtschwert der Mengis-Scharfrichter. Das «Schmuckstück» allerdings ist die «Krawatte», das Original-Halsbrett mit einer Klinge, die den zum Tode Verurteilten köpfte. Sie kam bei der letzten zivilen Hinrichtung in der Schweiz zum Einsatz. Damals wurde der Zürcher Hans Vollenweider im Kanton Obwalden hingerichtet. Er hatte gemäss Gerichtsurteil drei Tötungsdelikte begangen. Die Ausstellungsmacher wollen mit ihren Exponaten die Besucher für die Tragweite eines solchen Schicksals sensibilisieren. Zeitgenössische Darstellungen von Gerichtsprozessen und Hinrichtungen dokumentieren die Unmenschlichkeit dieser Form von Strafvollzug.
Henkermuseum Sissach BL
Jeden 1. und 3. Sonntag im Monat
14.00–17.00
www.henkermuseum.ch