Schweizer Skulptur seit 1945
Kaum eine Kunstgattung ist so vielfältig wie die Skulptur. Bezogen sich Alberto Giacomettis getriebene Figuren formell noch auf die klassische Plastik, wurden die Ausdrucksformen ab den 1960ern breiter. Jean Tinguely brachte Alteisen in Bewegung, Dieter Roth goss seine vergänglichen Büsten aus Schokolade, Pipilotti Rist sprengte mit ihren Videoprojektionen das Genre. Diese Entwicklung zeigt das Aargauer Kunsthaus auf: Ein Parcours führt chronologisch durch 76 Jahre Schweizer Kunstgeschichte. 230 Werke erzählen von Verwandtschaften zwischen Materialien, Themen und Formensprachen. Sylvie Fleury greift für frühe Versionen ihres «First Spaceship on Venus» zwar auf bewährten Stahl zurück, setzt das männlich konnotierte Sujet aber in einen neuen Kontext.
Sa, 12.6.– So, 26.9., Aargauer Kunsthaus Aarau
Matthew Angelo Harrison – Proto
Mit seinen installativen Arbeiten spürt der US-amerikanische Bildhauer Matthew Angelo Harrison (Bild) den Spuren von Kolonialismus im 21. Jahrhundert nach und thematisiert so auch den Alltagsrassismus gegenüber Schwarzen. Der 32-Jährige giesst afrikanische Holzstatuen, Masken, Speere und gar ein fünf Meter hohes Totem in Kunstharz ein. Harrison erstand die Objekte im Internet, ihre digitalen Handelswege spiegeln jene Routen, auf denen einst Sklaven von Afrika aus verschifft wurden.
Bis So, 26.9., Kunsthalle Basel
Moment.Monument – Aspekte zeitgenössischer Skulptur
Einst für die Ewigkeit gedacht, ist in der zeitgenössischen Skulpturenkunst alles im Wandel. Erzählungen werden hinterfragt, und die feste physische Beschaffenheit ist bisweilen offengelegten Prozessen gewichen. Auf diese Verbindung zwischen Vergänglichkeit und Dauer, Erzählen und Erinnern geht das Kunstmuseum Winterthur mit 16 internationalen Künstlerpositionen ein. Mona Hatoums düsteren Bettgestellen fehlt jegliche Gemütlichkeit. Erwin Wurm wiederum lässt die Grenzen zwischen Performance und Skulptur verfliessen, indem er sich selber und sein Publikum in unmöglichen Positionen posieren lässt.
Bis So, 15.8. Kunstmuseum Winterthur ZH
Zitronen und Zement – vom Material zur Skulptur
Stets im Sommer werden im Atelier Hermann Haller (1880–1950) dessen Entwürfe zeitgenössischem Kunstschaffen gegenübergestellt. Dieses Jahr ist das Spiel mit Werkstoffen und deren Wirkung das Thema. Vanessa Billys Skulpturengruppe «Refresh, Refresh» zeigt ausgedrückte Zitronenhälften aus Harz und Silikon, die wie übergrosse Fruchtgummis aussehen. Simone Holligers Eisenplastiken wiederum bestehen in Wahrheit aus Kulissenkarton.
Bis So, 10.10. Atelier Hermann Haller Zürich