Ausstellung: Weidmannsheil!
Lebendige Kulturtechnik oder überholte Grausamkeit? Mit dem Bündner Kunstmuseum und dem Nidwaldner Museum nehmen sich gleich zwei Institutionen dem Thema Jagd an.
Inhalt
Kulturtipp 14/2019
Simon Knopf
50 Trophäen zählt man im Raum, den David Chancellor 2012 ablichtete. Mindestens. Vermutlich hängen und liegen zwischen den ausgestopften Bären und Luchsen, zwischen den Hirschköpfen an der Wand noch einige weitere Tiere, die der Betrachter im ersten Moment übersieht. «Untitled Huntress, Trophy Room II, Dallas, Texas» stammt aus einer ganzen Serie ähnlicher Fotos, die der britische Fotograf während sieben Jahren im südlichen Afrika und s...
50 Trophäen zählt man im Raum, den David Chancellor 2012 ablichtete. Mindestens. Vermutlich hängen und liegen zwischen den ausgestopften Bären und Luchsen, zwischen den Hirschköpfen an der Wand noch einige weitere Tiere, die der Betrachter im ersten Moment übersieht. «Untitled Huntress, Trophy Room II, Dallas, Texas» stammt aus einer ganzen Serie ähnlicher Fotos, die der britische Fotograf während sieben Jahren im südlichen Afrika und sonstwo schoss.
«Passion. Bilder von der Jagd» heisst die Ausstellung im Bündner Kunstmuseum, in der Chancellors Foto hängt. Mit dieser geht das Museum auf die Jagdtradition in der Schweiz ein, blickt aber auch kritisch und zeitübergreifend auf diese Kulturtechnik. Zu sehen gibt es Idyllen wie «Le chasseur à Honfleur» (1918) von Félix Vallotton oder «Mobile Wilderness Unit» (2006) von Mark Dion. Der US-Künstler hat für seine Installation einen ausgestopften Wolf mitsamt modellierter Landschaft auf einem Anhänger platziert. Wie Chancellor mit seinen Fotos von der Grosswildjagd wirft auch Dions Kunstwerk jene Fragen auf, über die Besucher der Ausstellung nachdenken sollen: Wie steht es um die Machtverhältnisse zwischen Mensch und Tier? Ist Jagen in Zeiten der Tierrechtsbewegung noch vertretbar? Und welche Rolle spielt der Sehnsuchtsort Wildnis?
Geschichte eines Handwerks
Die Jagd hat im Zusammenhang mit dem Natur- und Selbstmach-Boom der letzten Jahre an Popularität gewonnen. Ein Umstand, der auch das Nidwaldner Museum dazu bewegte, der Kulturtradition eine Ausstellung zu widmen. Anders als in der übrigen Schweiz war die Jagd im Kanton Nidwalden lange uneingeschränkt – erst das eidgenössische Jagdgesetz von 1875 setzte dieser Freiheit ein Ende. Auf diese bewegte Geschichte geht die Schau «Jäger, Tiere, Wilderer» ein. Sie fragt nach Geschichte und Gegenwart des Jagdhandwerks, nach der Rolle der Jägerinnen und Jäger, nach Töten und Genuss, nach ökologischen Dimensionen und Gesetzesübertretungen. Schliesslich werden in Nidwalden bis heute auch Geschichten und Legenden von Wilderern erzählt und in Volkstheatern aufgeführt. Na dann: Weidmannsheil!
Passion. Bilder von der Jagd
Bis So, 27.10.
Bündner Kunstmuseum Chur
Jäger, Tiere, Wilderer – Handwerk und Legenden in Nidwalden
Bis So, 27.10.
Salzmagazin Nidwaldner Museum Stans