Ausstellung «Was isst die Schweiz?»: Der Schweizer Teller
Man ist, was man isst. Nur: «Was isst die Schweiz?» Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz hat sich des
Themas unter diesem Titel angenommen.
Inhalt
Kulturtipp 09/2017
Letzte Aktualisierung:
19.04.2017
Rolf Hürzeler
Die Familie Zwingli ass Haferbrei, Fleisch gab es selten. In der Küche ihres Heims in Wildhaus im Toggenburg steht bis heute ein runder Holztisch. In dessen Mitte ist eine Senke, die aussieht wie ein Krater. Die Einbuchtung diente als Suppenteller der Elternfamilie des Reformators Huldrych Zwingli: Die Köchin goss den Haferbrei hinein, man betete zum Dank für die Speise, und alle bedienten sich aus der Mulde mit ihrem persönlichen Holzlöffel. Nach dem Mahl noch einmal...
Die Familie Zwingli ass Haferbrei, Fleisch gab es selten. In der Küche ihres Heims in Wildhaus im Toggenburg steht bis heute ein runder Holztisch. In dessen Mitte ist eine Senke, die aussieht wie ein Krater. Die Einbuchtung diente als Suppenteller der Elternfamilie des Reformators Huldrych Zwingli: Die Köchin goss den Haferbrei hinein, man betete zum Dank für die Speise, und alle bedienten sich aus der Mulde mit ihrem persönlichen Holzlöffel. Nach dem Mahl noch einmal ein kurzes Gebet, und man hängte das Besteck an die Holzhaken an der Wand zurück. So ging das im 16. Jahrhundert hierzulande. Und wenn einer am Tisch schliesslich vom Herrgott gerufen wurde, «musste er den Löffel abgeben» – im übertragenen Sinn, versteht sich. Womit belegt wäre, dass sich Sprache und Essen bis zum Ende des Daseins nahe sind.
Essgewohnheiten ab dem 15. Jahrhundert
Das Forum Schweizer Geschichte in Schwyz vermittelt in einer neuen Ausstellung einen Einblick in die Essgewohnheiten der Schweizer vom 15. Jahrhundert bis heute. Sie spiegeln die Sozialgeschichte ähnlich wie die Mode mit ihren unterschwelligen und expliziten Bekleidungsvorschriften: «Essen ist Kunst, Kultur und Zukunftsforschung zugleich», heisst es in einem Begleittext zur Schau.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das kulinarische Erbe des Landes: Klassiker wie Fondue oder Birchermüesli, aber auch Spezialitäten wie Gumpesel aus Meiringen, eine Rauchwurst mit besonders rauchigem Geschmack. Oder der Hafächabis mit Gummel aus Schwyz: ein Kabiseintopf mit Lamm- und Schweinefleisch, dazu Kartoffeln. Natürlich darf der Käse in der Ausstellung nicht fehlen: Eine grosse dreidimensionale Karte zeigt, wo welche Käse produziert werden.
Der Besucher bekommt zudem Filmproduktionen zu sehen; man findet aussergewöhnliches Geschirr, wie ein Einsiedler Service aus der Zürcher Porzellanmanufaktur von 1775, von dem die Zwinglis – wiewohl keineswegs arm – zu ihrer Zeit nur träumen konnten.
Was isst die Schweiz?
Sa, 22.4.–So, 1.10.
Forum Schweizer Geschichte
Schwyz