Ausstellung: Virginia Woolfs Welt
Eine neue Ausstellung im Zürcher Strauhof erinnert an Virginia Woolfs epochales Werk «Mrs Dalloway».
Inhalt
Kulturtipp 04/2025
Rolf Hürzeler
Virginia Woolfs Romanfigur Clarissa Dalloway ist eine Dame der besseren Gesellschaft. Sie ist eine feinfühlige Person und lebt in der Zwischenkriegszeit in London. Ihr seelisches Glück hat Dalloway nicht gefunden, geniesst aber Anerkennung: «Sie lädt laufend zu Partys ein, um die Stille zu übertönen», schreibt Virginia Woolf.
Die englische Autorin veröffentlichte den Roman «Mrs Dalloway» vor 100 Jahren im Verl...
Virginia Woolfs Romanfigur Clarissa Dalloway ist eine Dame der besseren Gesellschaft. Sie ist eine feinfühlige Person und lebt in der Zwischenkriegszeit in London. Ihr seelisches Glück hat Dalloway nicht gefunden, geniesst aber Anerkennung: «Sie lädt laufend zu Partys ein, um die Stille zu übertönen», schreibt Virginia Woolf.
Die englische Autorin veröffentlichte den Roman «Mrs Dalloway» vor 100 Jahren im Verlag Hogarth Press, den sie mit ihrem Mann selbst führte. Das Buch war aussergewöhnlich, weil Woolf eine neue Erzählform wählte: den inneren Monolog. So vermittelt sie die Geschehnisse eines Tages im Leben der fiktionalen Gesellschaftsdame Dalloway aus deren subjektiver Sicht.
Eindrücke von London in den 1920ern
Das Literaturmuseum Strauhof erinnert nun mit einer Ausstellung an diesen Roman und an Virginia Woolf, eine der wichtigsten englischen Autorinnen des letzten Jahrhunderts. In der Zwischenkriegszeit war sie Mittelpunkt eines intellektuellen Zirkels im Londoner Bloomsbury-Quartier. Diese Gruppe prägte das damalige Geistesleben literarisch und künstlerisch.
Virginia Woolf (1882–1941) war eine vielschichtige Person. Sie fühlte sich zu Männern und Frauen gleichermassen hingezogen. Im Umgang mit ihren Mitmenschen konnte sie sehr kompliziert sein. Und sie litt unter Depressionen, nahm sich während des Zweiten Weltkriegs das Leben.
Die emeritierte Anglistik-Professorin Elisabeth Bronfen kuratiert die Schau. Im ersten Teil vermittelt sie Eindrücke von London der 1920er anhand von Bildern und Filmdokumenten: «Wir wollen die damals vorherrschenden sozialen und kulturellen Stimmungen vermitteln», sagt Bronfen. So sollen die Lebensumstände der Autorin und ihrer Romanfigur nachvollziehbar werden – inklusive der Frauen, die Woolfs Denkweise mitprägten.
«Die Metropole London in der Zwischenkriegszeit soll erlebbar sein», sagt Bronfen. Dabei gehe es weniger um Woolfs Individualität. Ihr Leben soll vielmehr vor dem Hintergrund der damaligen gesellschaftlichen Umstände verstanden werden. Dazu gehört auch die marginalisierte Stellung von Frauen in kulturellen Kreisen. Woolf verstand sich als Feministin; der Gegensatz zwischen den Geschlechtern durchzieht ihr gesamtes Werk.
Virginia Woolf & Mrs Dalloway
Fr, 7.2.–So, 18.5.
Strauhof Zürich