«Immer, wenn man ein Tier genau betrachtet, hat man das Gefühl, ein Mensch, der drin sitzt, macht sich über einen lustig.» Das Zitat des Schriftstellers Elias Canetti passt bestens zu Paul Klees Kleisterfarbpinselzeichnung «Unternehmendes Tier» (1940). Ein draller Mops schreitet kreuzfidel voran, als habe er ein klares Ziel vor Augen. Ein Elan, der ihn menschlich wirken lässt. Paul Klee (1878–1940) brauchte nur wenige Pinselstriche, um den drolligen Hund lebendig wirken zu lassen.
Die Zeichnung ist im Zentrum Paul Klee im Rahmen der Ausstellung «Tierisches» zu sehen. Die Kuratorinnen Fabienne Eggelhöfer und Myriam Dössegger laden die Besucher mit rund 150 Zeichnungen und Gemälden in Klees Tiergarten ein. Wie in einem Zoo gibt es Tafeln, auf denen man erfährt, welche Fische, Hunde oder Katzen dargestellt sind. Ausgestopfte Vögel sowie Seesterne und Muscheln – Leihgaben aus dem Naturhistorischen Museum Bern – ergänzen die Schau.
Die Vorliebe des Künstlers für aller Gattungen Tiere
Alte Schulhefte von Klee geben Einsicht in sein frühes Schaffen, als er als Schüler Vögel beschrieb und abzeichnete. «Vögel wie Fische gefielen dem Künstler, weil sie sich so frei bewegen können», sagt Eggelhöfer. Beim Gemälde «Fische im Kreis» (1926) erzeugt ein Kreis den Eindruck, die Fische würden in einem Aquarium schwimmen. Klee selbst hielt sich Fische im Atelier, als er am Bauhaus in Dessau als Lehrer tätig war. Auch für Schnecken, Algen oder Vogelnester konnte er sich begeistern. Eine Original-Büchse mit Klees gesammelten Muscheln ist in der Schau ebenso zu sehen wie ein Aquarium. Es ermuntert die Besucher, Fische auf eine Postkarte zu zeichnen und diese an Freunde zu schicken.
Die nach Themen geordnete Ausstellung sucht nicht nur nach dem Menschlichen im Tier, sondern auch nach dem Tierischen im Menschen. Klees «Das hungrige Mädchen» (1939) besteht aus einem blauköpfigen Wesen, dessen Rachen mit spitzen Zähnen ausgestattet ist. Klee verarbeitete den Wandel der Weimarer Republik in eine Diktatur und die Machtergreifung der Nationalsozialisten anhand bedrohlich wirkender Zeichnungen. Ein Mann drückt einen Vogel mit einer Stange zu Boden, das Wort «Dressur» taucht häufig in den Titeln seiner Zeichnungen auf. Tiere werden zu Symbolen für den unterdrückten und manipulierten Menschen.
Kaltnasse Nasenküsse für die Büsis daheim
Ein vergnüglicher Themenbereich ist den Katzen gewidmet. Paul Klee und seine Frau, die Pianistin Lily Klee, liebten die Stubentiger. Auf zahlreichen Fotografien aus den Familienalben sind Katzen präsent. Der Künstler schrieb auch schwärmerisch über sie. In einem Brief an seine Frau hielt er fest: «A propos Liebling, unser Bimbo. Er ist zur Zeit besonders lieb, ganz lyrisch. Ich glaube, er ist ein Dichterbüsi.» Manchmal richtete Klee gar Grüsse an seine geliebten Katzen aus. «Pfotendruck» und «kaltnasse Nasenküsse» liess er ihnen zukommen.
Paul Klee. Tierisches
Fr, 19.10.–So, 17.3.
Zentrum Paul Klee Bern
Infos: www.zpk.org