Was Esther Huser im Atelier malt, könnte einen Bauern neidisch machen. Sattgrün leuchten Rhabarberstauden auf Feldern, saftig wirken die Kohlköpfe. Minutiös komponiert Huser ihre Bilder zuerst am Computer und bringt sie dann auf die Leinwand. So entstehen Ölgemälde, auf denen die Gemüse und Pflanzen ungeheuer plastisch und präsent erscheinen – als habe die Malerin die Realität noch etwas geschärft. Arbeiten wie jene der Künstlerin aus Weinfelden werden für gewöhnlich als foto- oder hyperrealistisch bezeichnet.
Nun vereint die Schau «Real’23» im Kunst(Zeug)Haus Rapperswil die Werke von Huser und zwölf weiteren in der Schweiz tätigen Künstlerinnen und Künstlern des Genres. Die Gastausstellung soll diesen Gattungen zu mehr Öffentlichkeit verhelfen, so die Initianten. Dass dies überhaupt nötig ist, erstaunt gleich doppelt: Erstens brachte die Schweiz mit Franz Gertsch einen der weltweit bekanntesten Hyperrealisten hervor. Zweitens fehlte es der realistischen Malerei im Ausland nie an Publikum.
Der Fotorealismus entstand in den späten 1960ern in den USA, als Künstler begannen, etwa die funkelnden Ikonen des Autozeitalters äusserst detailtreu und grossformatig zu malen. Dabei dienten oft Fotos als Vorlagen. Als Spielart dieser Stilrichtung entstand später der Hyperrealismus. Seine Vertreter verdichten Licht- und Schattenspiele, Spiegelungen und Farbintensitäten zu übersteigerten und subjektiven Versionen der Wirklichkeit.
Gluschtig funkeln die Gummibärchen
Beim Publikum kam das an. In den frühen 1970ern feierten in den USA zahlreiche Ausstellungen das Genre. In Europa bot ihm der legendäre Kurator Harald Szeemann 1972 an der Documenta5 eine Plattform. Nur die Kunstkritiker tun sich bis heute bisweilen schwer mit dieser realistischen Malerei. «Wirklichkeitsabklatsch», wird da gerne geschimpft.
Dabei lässt ein solches Urteil ausser Acht, dass Foto- und Hyperrealismus immer auch unsere Wahrnehmung sowie die Möglichkeiten der Malerei verhandeln. Davon können sich auch die Besucher von «Real’23» überzeugen. David Monllors farbintensive Bilder menschenleerer Strassenzüge laden ein, auch profane Landschaften zu würdigen.
Paolo Campas Stillleben oder Alexandra Mia Monkewitz’ Bilder von Papierschnipseln führen das Erbe der barocken Trompe-l’œil-Malerei weiter.
Und Markus Rey vereint Hyperrealismus und Humor. Gluschtig funkeln seine Gummibärchen, man möchte sich glatt eines in den Mund schieben. Und zögert sogleich: Wie lebendig und charaktervoll diese Kerlchen doch sind.
Real’23 – Realistische Malerei Schweiz Heute
Fr, 5.5.–So, 14.5. Kunst(Zeug)haus Rapperswil SG