Ausstellung: Ratte, Bär und Lichtfiguren
Die Bechtler Stiftung im zürcherischen Uster zeigt zwei Werkkomplexe von Fischli/Weiss, welche die unterschiedlichen Seiten des berühmten Schweizer Künstlerduos illustrieren.
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Kulturtipp 09/2023
Letzte Aktualisierung:
14.04.2023
Simon Knopf
Knuffig sind sie, so richtig sympathisch aber nicht. Als Ratte und Bär von Fischli/Weiss zu Beginn der 1980er im Film «Der geringste Widerstand» erstmals auftauchen, demonstrieren sie vor allem männliches Kumpelgebaren und spucken grosse Töne übers «Abkassieren » und «Senkrechtstarten ». Heute hat das Publikum die beiden ins Herz geschlossen – wie alles, was das Schweizer Künstlerduo Fischli/Weiss bis zum Tod von David Weiss 2...
Knuffig sind sie, so richtig sympathisch aber nicht. Als Ratte und Bär von Fischli/Weiss zu Beginn der 1980er im Film «Der geringste Widerstand» erstmals auftauchen, demonstrieren sie vor allem männliches Kumpelgebaren und spucken grosse Töne übers «Abkassieren » und «Senkrechtstarten ». Heute hat das Publikum die beiden ins Herz geschlossen – wie alles, was das Schweizer Künstlerduo Fischli/Weiss bis zum Tod von David Weiss 2012 schuf. Und schliesslich war das flauschige Mackertum ihrer skurrilen Alter Egos vor allem eine bissige Satire auf die narzisstische Kunstszene und das eigene Tun.
Durch Tüfteln magische Momente schaffen
In der Bechtler Stiftung im zürcherischen Uster gibt es nun ein Wiedersehen mit Ratte und Bär. Die Ausstellung «Fischli/Weiss – Ein ruheloses Universum » stellt die beiden Kostüme aus, zeigt «Der geringste Widerstand » sowie das Ratte-und-Bär-Künstlerbuch «Ordnung und Reinlichkeit». Daneben ist aber auch «Surrli» von 1989 zu sehen, eine Diashow aus abstrakten Lichtfiguren.
Mit dem Fokus auf diese Werkkomplexe beleuchtet die Ausstellung zwei Seiten des Schaffens von Fischli/Weiss. Für «Surrli» baute das Künstlerduo extra eine Maschine, die farbige Lichter rotieren liess. So steht die Bildreihe für die Tüfteleien, mit denen Fischli/Weiss vermeintlich Banalem Poetisches entlockten. Die Arbeiten rund um Ratte und Bär zeigen, dass das Duo nicht einfach auf eine kindliche Verspieltheit reduziert werden kann.
Die Tierfiguren verkörpern den selbstironischen Blick auf die Kunst und somit den Kern des Schaffens von Fischli/Weiss. Immer wieder hinterfragten sie Trends, unsere Vorstellung eines Kunstwerks oder Material-Hierarchien. Etwa, wenn sie Möbel oder ganze Stadtszenen aus Gummi, Kunststoff oder Wurstware nachbauten. Schlussendlich geht es bei Fischli/ Weiss immer auch um unseren Umgang mit dem eigenen Dasein.
In den Filmen «Der geringste Widerstand» und «Der rechte Weg» scheinen Ratte und Bär an den grossen Fragen des Lebens zu verzweifeln. So wie auch das Publikum von Fischli/Weiss später im Projekt «Fragen Projektionen» vor der Fülle philosophischer Fragen kapitulieren musste.
Zwei Kostüme in Plexiglasmonolithen
Wer die Ausstellung in Uster ansieht, wird die Kostüme von Ratte und Bär in halbdurchsichtigen Plexiglasmonolithen hängen sehen. Leben heisst halt immer: in der Schwebe sein. Für uns alle.
Fischli/Weiss – Ein ruheloses Universum
So, 16.4.–So, 17.9.
Bechtler Stiftung Uster ZH