Selten passte ein Ausstellungsort so gut zur Künstlerin, wie das Kunsthaus Bregenz zu Bunny Rogers passt. Kühler Beton dominiert den Bau des Schweizer Architekten Peter Zumthor, schwermütig ist das Schaffen von Rogers. Die 29-Jährige studierte bildende Kunst in New York und Stockholm. Ihre noch junge Karriere brachte ihr schon Ausstellungen an renommierten Häusern wie dem Whitney Museum of American Art in New York ein.
Die heile Welt hinterfragen
Kein Wunder, Rogers’ Schaffen fesselt. In ihren Installationen, Skulpturen, Bildern und Videos verknüpft sie Themen wie Identität, Erinnerung und Tod mit Bildern aus der US-amerikanischen Medienlandschaft, Popkultur und Freizeitindustrie ihrer Jugend. Eine heile Welt wird hier melancholisch und abgründig. Für die Skulptur «Tilikum Body Pillow» fertigte Rogers ein zwei Meter langes Stofftier des Schwertwal-Bullen Tilikum. Dieser tötete in Sea World in Orlando, Florida, drei Menschen. Das Kuscheltier löst widersprüchliche Gefühle aus: Gerne würde man dieses niedliche Ding knuddeln. Aber, Moment, das ist die Statue eines Killers! Zu Menschenmördern wurden Orcas bisher nur als Gefangene von Freizeitparks. Ja, Bunny Rogers hinterfragt gerne vereinfachte Konzepte von Schuld und Unschuld.
Auch in ihren Installationen, die sie dem Amoklauf an der Columbine High School bei Denver widmete. Rogers war damals neun Jahre alt. Ihre Erinnerungen an TV-Berichte und die Diskurse über Opfer und Täter vermischt sie mit der Jugendkultur aus diesen Jahren. Dafür baute sie einzelne Räume des Schulgebäudes als reduzierte Theaterkulissen nach. In «Columbine Cafeteria» steht für jeden der 15 Toten ein Stuhl an einem Tisch – die zwei Stühle der Täter, die sich selbst richteten, tragen eine andere Farbe.
In einem animierten Video daneben spielt eine betrunkene junge Frau Klavier: Die Zeichentrickversion von Mandy Moore, einer Schauspielerin, die in den 2000ern als Typus «unschuldiges Mädchen» in Teenie-Dramen bekannt wurde. Rogers prangert hier die populärkulturelle Obsession für junges Sterben an. Und fragt, weshalb Männer und Frauen anders mit Wut umgehen.
Rollenbilder – sie tauchen regelmässig auf in Bunny Rogers’ Werken. Lady, eine anthropomorphisierte Dampflokomotive aus der Kinderserie «Thomas the Tank Engine», machte die Künstlerin zur Skulptur. Und verzerrte die plakative Weiblichkeit des Originals: Ladys Lächeln ist zur Maske erstarrt, ihr sattes Pink verblichen.
Gesichtslos und zur Stille verdammt
Immer wieder sind Rogers’ Arbeiten sehr persönlich geprägt. In «Study for Joan Portrait», einer digitalen Selbstporträt-Reihe, stellt sie sich als Jeanne d’Arc dar. Als Basis diente ihr aber eine Zeichentrick-Version von Jeanne, mit der sie sich als Jugendliche identifizierte. Die Porträts sind gesichtslos und zur Stille verdammt. Denn weibliche Aggression richte sich oft gegen innen, sagte Rogers einmal, sowohl bei Jeanne als auch bei ihr selber. So enthalten diese Porträts vielleicht die Essenz ihres Schaffen: Sie sind unheimlich und doch irgendwie berührend.
Bunny Rogers – Kind Kingdom
Sa, 18.1.–Mo, 13.4.
Kunsthaus Bregenz (AT)