Ausstellung «Object Lessons»: Feinstoffliches zum Anfassen
Das Winterthurer Gewerbemuseum präsentiert eine pikante Spielerei mit Materialien. «Object Lessons» führt in die Geheimnisse der Stoffwelt ein.
Inhalt
Kulturtipp 08/2017
Letzte Aktualisierung:
10.04.2017
Rolf Hürzeler
Auf das Verhältnis kommt es an. Wer sich mit der Verbindung von Blut und Zitronensaft auskennt, kann hartnäckige Flecken entfernen. Aber aufgepasst: Stimmt die Mischung nicht, ist das Ergebnis fatal.
Das Wissen um Material, seine Herkunft und die Verarbeitung kann das Leben erleichtern. Das Gewerbemuseum Winterthur weiht den Besucher in der Ausstellung «Object Lessons» in diese Geheimnisse ein. Die Schau ist in acht Lektionen unterteilt, die Materialien in alle...
Auf das Verhältnis kommt es an. Wer sich mit der Verbindung von Blut und Zitronensaft auskennt, kann hartnäckige Flecken entfernen. Aber aufgepasst: Stimmt die Mischung nicht, ist das Ergebnis fatal.
Das Wissen um Material, seine Herkunft und die Verarbeitung kann das Leben erleichtern. Das Gewerbemuseum Winterthur weiht den Besucher in der Ausstellung «Object Lessons» in diese Geheimnisse ein. Die Schau ist in acht Lektionen unterteilt, die Materialien in allen möglichen Lebensbereichen zeigt – von Handel und Haushalt bis zum Film und Internet. Im Mittelpunkt steht eine «Object Lesson Box», eine kleine Kiste aus dem 19. Jahrhundert mit über 100 Materialien für den Schulunterricht.
Das viktorianische Geschwisterpaar Charles und Elizabeth Mayo stellte die Box in ihrer damaligen Südlondoner Schule zusammen. Charles war ein Weggefährte des Reformpädagogen Heinrich Pestalozzi, mit dem er in Yverdon zusammenarbeitete. Mayo brachte dessen Ideen mit nach England, wo seine Schwester angehende Lehrpersonen im Unterrichten ausbildete – zum Beispiel mit der «Object Lesson Box» sowie einem begleitenden Schulbuch. Dieses lädt Lehrer und Kinder zur sinnlichen Erfahrung der Materialien ein – zum Anfassen oder Riechen. Die Stoffkunde war im 19. Jahrhundert so essenziell wie heute.
Sinnvollerweise steht die erste «Object Lesson» der Ausstellung unter Pestalozzis Devise «Kopf, Herz und Hand», eine Vorstellung, die noch heute im Erziehungswesen plausibel erscheint. In anderen Lektionen geht es um die Materialien in einem engeren Sinn: etwa in «Sand, Seife, Soda». Dabei lernt der Besucher, wie das Wissen um Stoffe weitergegeben wurde. Früher in der mündlichen Überlieferung, heute im Internet. So vermittelt diese originelle Schau naturwissenschaftliche Kenntnisse, die sich im Alltag nutzen lassen, und stellt sie in einen historischen sowie gesellschaftlichen Zusammenhang.
Object Lessons
So, 9.4.–So, 1.10.
Gewerbemuseum Winterthur