Es scheint, als sei die Drohne allein für Roman Signer erfunden worden. Man erinnert sich, wie der Appenzeller Künstler einst mühselig Dynamitladungen anbringen, Zündschnüre verlegen, Raketen anzünden musste, um Plattenspieler zum Schweigen, Hocker zum Fliegen und Mützen zum Verschwinden zu bringen. Heute reicht einer dieser Quadrocopter mit Fernsteuerung, et voilà: Roman Signer hat wieder etwas in Gang gebracht.
Dass Roman Signer mit der Zeit geht, zeigt eine Ausstellung im Kunsthaus Zug. Zu sehen ist eine ganze Reihe neuer Werke des 81-Jährigen. Seit den 1970ern widmet sich Signer seiner eigenen, dynamischen Skulpturenkunst. Bei ihm wirken die Elemente auf Alltagsobjekte ein: Wassermassen stürzen auf ein Gartenhaus, Sand rieselt auf eine Geige, Feuer verschlingt ein Zelt. Die Skulptur wird zum Prozess, den der Künstler auf Foto und Film festhält. Besonders seine Vorliebe für Pyrotechnik brachte ihm den Titel «Sprengkünstler» ein. Ja, in seinen Arbeiten stecken Humor, etwas Lausbubenstreich. Aber eben auch die Vergänglichkeit.
Im Kopf entsteht immer eine Geschichte
«Signers Werk hat etwas Melancholisches. Wenn wir es zu Gesicht bekommen, ist der Prozess meist fertig», sagt Kurator Matthias Haldemann. Exemplarisch dafür gibt es in Zug «Rot Gelb Blau» von 2016 zu sehen: eine Holzplatte, deren weisse Oberfläche mit farbigen Punkten übersät ist. Daneben stehen drei mit Pinseln bestückte Quadrocopter. Die Besucher werden zu Forensikern, überlegen, wie Signers Drohnenflüge die Farbpunkte setzten. Gerade das fasziniert Haldemann am Künstler: «Die Betrachter müssen sich Vorgänge selber vorstellen – im Kopf entsteht eine eigene Geschichte.»
Die Ausstellung in Zug steckt voll von diesen möglichen Geschichten. Dabei wird deutlich, dass Signers jüngeres Schaffen ruhiger geworden ist. Da ist etwa die «Installation mit Rasenmäher» von 2016: Ein Mähroboter tigert in seinem durch Magnetstreifen begrenzten Revier herum. Ob er das Glöckchen, das an einer Schnur von der Decke hängt, berühren wird? Irgendwann klingelt es sicherlich. Das ist eine Installation von Roman Signer. Und bei Signer geschieht schliesslich immer etwas.
Roman Signer – Neue Skulpturen, Videos und Installationen
Sa, 25.5.–So, 15.9.
Kunsthaus Zug