Ausstellung: Neues Licht, neue Farben
Richard Bühler war ein Vorkämpfer für die moderne französische und Schweizer Malerei. Das Kunst
Museum Winterthur widmet dem vergessenen Mäzen mit «Modernité» eine Ausstellung.
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Kulturtipp 21/2020
Simon Knopf
Der Mann, den Giovanni Giacometti (1868–1933) gemalt hat, mag unscheinbar sein. Dunkle Haare, weisses Hemd und Krawatte, legere Haltung und den Blick am Segel vorbei in die Ferne gerichtet. Das Gemälde von 1911 ist dennoch bemerkenswert: Giacometti, einer der wichtigsten Vertreter der modernen Schweizer Malerei, porträtierte hier Richard Bühler (1879–1967) – den Mann, der die Moderne in der Schweiz erst so richtig etablierte.
Der Textilun...
Der Mann, den Giovanni Giacometti (1868–1933) gemalt hat, mag unscheinbar sein. Dunkle Haare, weisses Hemd und Krawatte, legere Haltung und den Blick am Segel vorbei in die Ferne gerichtet. Das Gemälde von 1911 ist dennoch bemerkenswert: Giacometti, einer der wichtigsten Vertreter der modernen Schweizer Malerei, porträtierte hier Richard Bühler (1879–1967) – den Mann, der die Moderne in der Schweiz erst so richtig etablierte.
Der Textilunternehmer war zu Beginn des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Kunstförderer in Winterthur, nein, in der Schweiz. Bühler war begeistert von der modernen französischen Malerei. Als Mitglied des Vorstands und später als Präsident des Kunstvereins richtete er das damalige Kunstmuseum Winterthur auf Impressionismus und die Folgerichtungen wie Fauvismus aus. Diese Strömungen hatten zuvor in der Schweiz kaum Beachtung gefunden.
Der Mäzen bleibt im Schatten
Das Kunst Museum Winterthur feiert den fast vergessenen Mäzen nun mit der Ausstellung «Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton». Zu sehen sind Gemälde aus Bühlers früherer Privatsammlung und Werke, die er für Winterthur ankaufte. Arbeiten von Pierre-Auguste Renoir, Félix Vallotton oder Édouard Vuillard verdeutlichen die Umwälzungen, die sich ab dem späten 19. Jahrhundert zunächst in der französischen Malerei vollzogen. Die Maler sahen sich nicht mehr einer naturalistischen Darstellungsweise verpflichtet, sie zelebrierten vielmehr das Licht und die Farben.
Von diesen Entwicklungen liess sich Giacometti als einer der ersten Schweizer Künstler beeinflussen. In der Schau «Modernité» wird auch sein Gemälde «Bildnis E. Richard Bühler im Segelboot» von 1911 zu sehen sein. Das Porträt seines Förderers zeigt, wie Giacometti Elemente des Impressionismus oder des Fauvismus weiterentwickelte: Im Segel sitzen Pinselstriche ungemischter Farbe nebeneinander, die Wellen schimmern in Türkis und Violett. Und etwas falbes Sonnenlicht fällt auf Richard Bühlers Hemd. Er aber, der diese Farben, dieses Licht erst in die Schweiz brachte, bleibt weitgehend im Schatten.
Modernité – Renoir, Bonnard, Vallotton
Sa, 3.10.–So, 21.2. Kunst Museum Winterthur ZH