Billett-Preise, neue oder wegfallende Anbindungen, mehr oder minder zuverlässige Züge – was auch immer mit den Schweizerischen Bundesbahnen zu tun hat, bewegt die Schweiz. Das SBB-Bahnnetz ist eines der dichtesten der Erde, die Schweizer sind ein Volk von Bahnfahrern. Wie stark die Bundesbahnen das öffentliche Leben prägen, zeigt nun die Ausstellung «SBB CFF FFS» im Museum für Gestaltung in Zürich. Denn die SBB stehen nicht nur für Mobilität, sondern auch für ein Stück reichhaltige Schweizer DesignGeschichte. Originalobjekte, Plakate, Fotos und Video-Installationen laden die Besucher ein, sich mit Bahnhöfen, Speisewagen-Interieurs und Tafeln zu befassen. Oft sind diese zwar vertraut, werden im Alltag aber wenig beachtet.
SBB CFF FFS
Sa, 3.8.–So, 5.1.
Museum für Gestaltung Zürich
Das SBB-Signet
Hans Hartmanns SBB-Signet hatte keinen einfachen Start. Der Entwurf des Berner Grafikers löste 1972 das Flügelrad ab, das zu stark ans Fliegen erinnerte. Anstatt Hartmanns Schweizerkreuz mit Doppelpfeil zu feiern, gab man ihm in der für die SBB wirtschaftlich angespannten Zeit den Übernamen «Pleitegeier». In den 1980ern erhielt Josef Müller-Brockmann den Auftrag, das Signet zu überarbeiten. «Ein Glücksfall», sagt Andres Janser, denn der Grafiker machte die Schrägen der Pfeile gegen die Mitte hin etwas schmaler. «So wurde das ganze Signet eleganter.» Müller-Brockmann arbeitete das Zeichen zudem in ein einheitliches SBB-Erscheinungsbild ein. Heute prangt das Signet an Bahnhöfen und stolz auf Triebzügen und der Lok 2000.
Die Lok 2000
Nicht nur Bahnfreunde waren begeistert, als die Re 460, genannt «Lok 2000», 1992 erstmals auf Schweizer Schienen fuhr. Massig sah die rote Lokomotive aus und doch elegant. Dem Entwurf des italienischen Studios Pininfarina verlieh man gar den Design Preis Schweiz 1993. «Die Lokomotive vereint zwei Design-Traditionen», sagt Andres Janser. «Sie wirkt kräftig wie das legendäre Krokodil und gleichzeitig stromlinienförmig.» Die Re 460 ist auch anderweitig bedeutend: Sie ist die letzte Universal-Lokomotive, seither setzen die SBB auf Triebzüge. «Die Lok 2000 brachte das Konzept auf höchstem Niveau zum Abschluss.»
Die Bahnhofsuhr
Unaufhörlich bewegt sich der rote Sekundenzeiger auf die 12 zu. Noch 25 Sekunden, bis der Zug fährt – das reicht, um rasch zum Wagen weiter vorne zu huschen. Hans Hilfiker hat mit seiner Idee einer Bahnhofsuhr das Verhalten vieler Reisender geprägt. 1944 entwarf er diese Uhr, die an allen Schweizer Bahnhöfen synchron dieselbe Zeit anzeigt. 1952 versah er sie mit einem Sekundenzeiger, der auf der 12 kurz pausiert. «Er übertrug die rote Kelle des Bahnhofsvorstands auf die Uhr und baute so eine erzählerische Idee ein», sagt Janser. Apple übernahm ihr Design gar für seine Weltzeituhr. In der Schweiz eine Bahnhofsuhr, weltweit eine Design-Ikone.
Das Shopville
Mit der Rolle der Eisenbahn verändert sich über die Jahrzehnte auch jene der Bahnhöfe. Nirgends wird das deutlicher als im Erweiterungsbau des Shopvilles, welches das Designer-Paar Trix und Robert Haussmann Ende der 80er für den Zürcher Hauptbahnhof entwarf. Für Janser ist es heute noch ein überzeugender Entwurf: «Die beiden haben die unterschiedlichen Deckenhöhen mit den runden Leuchten ausgeglichen. Und sie haben diesen viel benutzten Bahnhofsteil wie eine kleine Stadt gebaut.»
Das SBB-Plakat
«Der Kluge reist im Zuge» – ab und an hört man den Satz noch in einem Wagenabteil. Der SBB-Hauswerber Werner Belmont textete ihn 1958 für ein Plakat, Hans Thöni lieferte die Zeichnung eines entspannten Reisenden dazu. Es steht in einer langen Tradition von humorvollen und ikonischen SBB-Werbungen. «Bis zum Aufkommen des Internets war das Plakat das wichtigste Werbemedium der SBB», sagt Andres Janser. Je nach Epoche habe die Bahn damit ein anderes Zielpublikum angesprochen: Geschäftsleute, Familien, Ferienreisende. Später kamen Themen wie Taktfahrplan und Abonnemente hinzu. Und andere Medien. Wer erinnert sich nicht an den TV-Clip mit Schauspieler Roger Moore und seiner «Lizenz zum Halbtaxen»?