«Seit 27 Jahren unterwegs – eine Zeitreise durch das Sammlungsarchiv der Künstlerin», lautet der Zusatz zur Ausstellung «Gestrandet. Geordnet. Archiviert». Dennoch ist es keine Retrospektive, wie Ursula Stalder (66) im Gespräch erklärt. Eine solche wäre auch kaum realisierbar, nicht nur, weil gewisse frühere Ausstellungsobjekte gar nicht mehr vorhanden, sondern entsorgt sind. So wie die zwölf verwitterten Fischerboote aus der grossflächigen Arbeit «Die Lagune von Venedig» (2007). Aber es hat immer noch viel Material, das jetzt in der Kornschütte Luzern in einer Auswahl neu präsentiert wird. Immerhin befinden sich in Ursula Stalders Archiv zahlreiche Objekte, vornehmlich aus Plastik. Ein Fall von «Jetztzeit-Archäologie», wie sie sagt. Gelagert hat die «Müll-Künstlerin» ihren Bestand in 250 Bananenkisten.
Plastik habe sie fasziniert, erzählt die Künstlerin, und es hat Fragen aufgeworfen «zum eigenen, zu unserem Leben». Ihr sei es zu Beginn gar «falsch vorgekommen, etwas aufzulesen und damit gestalterisch etwas zu machen». Da begegnete sie schon mal dem Vorwurf von Bekannten: «Du machst Abfall sympathisch.»
Natürlich bleibt das Abfall- und besonders das Plastik-Problem als zunehmend dringliche Frage bestehen. Darauf aufmerksam machen die Arbeiten von Ursula Stalder, die «das Kreative mit dem Gesellschaftspolitischen» zusammendenken. Weggeworfenes und an den Stränden von Mittelmeer und Atlantik Angeschwemmtes komponiert die Künstlerin zu Boden-, Raum- oder Wandinstallationen, zur Skulptur, zum Puppenstuben-Kleinmuseum. Sie ordnet nach Farbe, Form und Grösse, verwendet natürlich Verformtes und Verwandeltes, das sie grundsätzlich, ausser zu reinigen, nicht manipuliert. Aus Hässlichem gestaltet sie Schönes, das letztlich auf das ursprünglich Hässliche zurückverweist.
Vor 25 Jahren kam es dank Martin Heller, damaliger Direktor des Museums für Gestaltung in Zürich, zur ersten Ausstellung mit dem Titel «Gestrandet». Heller wird an der Vernissage in Luzern die Zeitreise in einführenden Worten würdigen.
Ursula Stalder: Gestrandet. Geordnet. Archiviert
Do, 15.8.–So, 8.9. Kornschütte Luzern
Vernissage: Mi, 14.8., 17.00
www.ursulastalder.ch