Ausstellung: Im Bann der Revolutionäre
Das Zürcher Landesmuseum erinnert in einer dokumentarischen Ausstellung an die Bezüge zwischen der
russischen Revolution und der Schweiz.
Inhalt
Kulturtipp 05/2017
Letzte Aktualisierung:
20.02.2017
Rolf Hürzeler
Die Worte der «Schweizer Illustrierten Zeitung» aus dem Haus Ringier sind anerkennend. Unter dem Porträt des russischen Revolutionsführers Lenin steht der Satz: «Der meistgenannte Mann Russlands, der einen Waffenstillstand mit Deutschland und Österreich anstrebt, nach dem er den früheren Präsidenten der russischen Republik Kerenski gestürzt hat.» Das Blatt erschien Mitte Dezember 1917.
Schweizer Auswanderer in Russla...
Die Worte der «Schweizer Illustrierten Zeitung» aus dem Haus Ringier sind anerkennend. Unter dem Porträt des russischen Revolutionsführers Lenin steht der Satz: «Der meistgenannte Mann Russlands, der einen Waffenstillstand mit Deutschland und Österreich anstrebt, nach dem er den früheren Präsidenten der russischen Republik Kerenski gestürzt hat.» Das Blatt erschien Mitte Dezember 1917.
Schweizer Auswanderer in Russland
Im zweitletzten Jahr des Ersten Weltkriegs wurde Lenin nicht als Wegbereiter eines neuen sowjetischen Staats wahrgenommen. Er galt vielmehr als ein Friedensstifter, der dem sinnlosen Morden in Europa ein möglichst schnelles Ende bereiten wollte. Das Zürcher Landesmuseum zeigt das Titelbild mit Lenin in der neuen Ausstellung «1917 Revolution – Russland und die Schweiz». So ungleich die beiden Länder sind, sie waren damals viel enger verflochten als heute. Denn im 19. Jahrhundert galt Russland neben den USA als eines der wichtigsten Einwanderungsländer: Bis 1917 suchten mehr als 20 000 Unternehmer, Bäcker, Käser oder Lehrerinnen in Russland eine bessere Zukunft. In den grösseren russischen Städten bildeten sie Schweizer Kolonien.
Die Revolution und ihre Konsequenzen
Lenin wählte den umgekehrten Weg: Er lebte mehr als sechs Jahre lang in Genf, Bern und Zürich. Die Schweiz war für ihn wie für zahlreiche Gegner des zaristischen Regimes ein Zufluchtsort. Die engen Bande lösten sich allerdings nach der Machtübernahme der Bolschewiken unter Lenin im Jahr 1918. Es kam sogar zu einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Dazu trugen die Befürchtungen des schweizerischen Bürgertums bei, Russland schüre revolutionäre Umtriebe. Der Landesstreik im November 1918 wurde als Umsturzversuch missverstanden, obschon die Forderungen der Demonstranten heute bescheiden erscheinen: Neuwahlen nach dem Proporzsystem, Frauenstimmrecht sowie eine Alters- und Invalidenversicherung. Rund eine Viertelmillion Männer und Frauen traten in den Ausstand. Gravierend waren auch die Konsequenzen der russischen Revolution für die Exilschweizer. Zahlreiche Familien kehrten verarmt in ihre Heimat zurück.
1917 Revolution –
Russland und die Schweiz
Fr, 24.2.–So, 25.6.
Landesmuseum Zürich