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Wolken besitzen Heilkräfte. Wissenschaftlich erwiesen ist das vermutlich nicht, aber man darf sich da getrost auf das Wort von Hans Magnus Enzensberger verlassen. Im Gedichtzyklus «Die Geschichte der Wolken» rät dieser: «Gegen Stress, Kummer, Eifersucht, Depression empfiehlt sich die Betrachtung der Wolken.» Wie man sich doch in den wandelbaren Gebilden verlieren kann! Und wenn massive Gebirge wie Zuckerwatte ausfransen, möchte man sie so gerne festhalten, diese «flüchtigsten aller Meisterwerke», wie sie Enzensberger auch nannte.
Dass sie sich durchaus einfangen lassen, beweist die Ausstellung «Wolken sammeln» in der Graphischen Sammlung der ETH Zürich. Die dort versammelten Kupferstiche und Illustrationen, Gemälde und Fotografien sind ein Traum für Wolkenfans – und eine atmosphärische Reise durch 700 Jahre Kunstgeschichte. Denn in der Kunst kamen der Wolke stets wechselnde Aufgaben zu.
Sie diente als Bühne für Himmelfahrten und Göttertreffen, trat als Symbol für die Unendlichkeit auf und jobbte als Beleuchterin für Licht- und Schattenspiele. In «Wolken sammeln» sind all diese Rollen vereint. In den Kupferstichen von Jacopo Francia und Hendrick Goltzius haben es sich Amor und Psyche auf der Wolke bequem gemacht. In John Martins Illustration «Luzifer betrachtet den Aufstieg zum Himmel» dient sie als dramatische Kulisse.
In Georges Wengers Pastellarbeit «Evening Clouds» oder auf den Fotografien von Leo Wehrli darf die Wolke schliesslich ganz sich selbst sein: faszinierendes Wetterphänomen, erhabene Landschaft und flauschiger Traumort.
Wolken sammeln – Himmelsbeute auf Papier
Mi, 3.1.–So, 10.3.
Graphische Sammlung ETH Zürich
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