Ausstellung: Flachländer vor dem Berg
Das Kunstmuseum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten erinnert an die niederländischen Maler, die im 17. Jahrhundert dem Reiz der Alpen verfielen. Die Berge verkörperten eine Gegenwelt zum Süden.
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Kulturtipp 15/2018
Rolf Hürzeler
So könnte einmal die Zürichsee-Gegend ausgesehen haben. Jedenfalls hat der niederländische Maler Jan Hackaert die Landschaft 1660 in dieser eindrücklichen Form gemalt. Ein liebliches Paradies vor dem Spiel der Naturgewalten mit bedrohlichen Wolken und Bergen im Hintergrund. Das Gemälde «Zürichsee» ist in der Ausstellung «Dutch Mountains – Vom holländischen Flachland in die Alpen» im Winterthurer Kunstmuseum / Reinhart am St...
So könnte einmal die Zürichsee-Gegend ausgesehen haben. Jedenfalls hat der niederländische Maler Jan Hackaert die Landschaft 1660 in dieser eindrücklichen Form gemalt. Ein liebliches Paradies vor dem Spiel der Naturgewalten mit bedrohlichen Wolken und Bergen im Hintergrund. Das Gemälde «Zürichsee» ist in der Ausstellung «Dutch Mountains – Vom holländischen Flachland in die Alpen» im Winterthurer Kunstmuseum / Reinhart am Stadtgarten zu sehen.
Jan Hackaert (1628–1685/90) reiste 1652 erstmals in die Schweiz. Die Exkursion stand unter einem schlechten Stern, bereits in Schaffhausen musste er umkehren, weil die Bauern rebellierten. Hackaert kam ein paar Jahre später wieder. Er sollte für seine Auftraggeber nach dem Dreissigjährigen Krieg die günstigsten und sichersten Handelswege über die Alpen nach Norditalien suchen und dokumentieren.
Bergmotive werden markttauglich
Bei seinem Aufenthalt in Zürich lernte der Niederländer den einheimischen Maler und Kupferstecher Conrad Meyer kennen, mit dem er eine viermonatige Reise ins Gebirge begann. Aber schon im Glarnerland trennten sie sich, und Hackaert reiste allein weiter. Er dokumentierte seine Route durch das Bündner Rheintal über den Splügenpass in den Süden – zu jener Zeit eine ziemlich beschwerliche Sache.
Neben Hackaert ist ein Maler wie Jan Both (1618–1652) zu sehen, der dem Jüngeren ein Vorbild war. Er gilt als prominentester Vertreter der holländischen «Rom-Fahrer», die quer durch Europa in die Heilige Stadt reisten. Sie versorgten den einheimischen Markt mit spektakulären Interpretationen südlicher Landschaften. Beim Zwischenhalt in der Schweiz setzten sie zudem ihre Impressionen der Alpenlandschaften malerisch um.
In der frühen Neuzeit verloren die Berge nach und nach ihre Bedrohlichkeit, die Motive wurden beliebt und die Nachfrage immer grösser. Die niederländische Malerei war so im 17. Jahrhundert ein kapitalistischer Marktplatz, der sich nach den Kunden und Anbietern richtete. Die Winterthurer Schau dokumentiert dieses Phänomen anschaulich.
Dutch Mountains
Sa, 7.7.–So, 20.1.
Kunst Museum Winterthur / Reinhart am Stadtgarten