Ausstellung: Es werde Licht
Giovanni Segantinis Bilder von Bauern und Bergwelten stiessen Ende des 19. Jahrhunderts in Europas Metropolen auf Begeisterung. Das Kunstmuseum St. Gallen stellt sie nun Arbeiten zeitgenössischer Künstler gegenüber.
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Kulturtipp 20/2019
Simon Knopf
Man kann sich vorstellen, wie die Sonne vor nicht allzu langer Zeit hinter den Bergen abgetaucht ist. Noch immer schimmert es gelblich über die Kreten, färbt die verschneite Landschaft ein. Giovanni Segantinis «Rückkehr vom Wald» von 1890 vereint so vieles, wofür das Werk des Malers bekannt ist – die Bauersfrau mit dem Schlitten, die Alpenlandschaft und: das Licht.Â
Giovanni Segantini war 1886 ins bündnerische Savognin gezogen, aus dem...
Man kann sich vorstellen, wie die Sonne vor nicht allzu langer Zeit hinter den Bergen abgetaucht ist. Noch immer schimmert es gelblich über die Kreten, färbt die verschneite Landschaft ein. Giovanni Segantinis «Rückkehr vom Wald» von 1890 vereint so vieles, wofür das Werk des Malers bekannt ist – die Bauersfrau mit dem Schlitten, die Alpenlandschaft und: das Licht.
Giovanni Segantini war 1886 ins bündnerische Savognin gezogen, aus dem Wunsch, die Bergwelt und das Alpenlicht darzustellen. Segantini beobachtete, wie sich die Lichtverhältnisse mit dem Tag, die Landschaft mit den Jahreszeiten veränderte. Die Bilder, die daraus entstanden, zeigen Bauern, deren Leben und Arbeit dem Rhythmus der Natur unterworfen sind. Sie lesen sich als Allegorien auf den Lauf der Zeit, auf Leben und Tod. Vor allem aber zeigen sie eine erhabene Bergwelt.
Die Natur als Projektionsfläche
Kein Wunder, kamen Segantinis Bilder in Europas Metropolen an – das waren in Öl gehaltene Gegenentwürfe zum städtischen Leben. Auch heute dient die Natur vermehrt wieder als Projektionsfläche. In unserer hektischen Zeit sind vor allem die Berge wieder zu Sehnsuchtsorten geworden.
Das Kunstmuseum St. Gallen stellt nun Arbeiten Segantinis aus der Zeit in Savognin und Maloja dem Schaffen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler gegenüber. «La Luce Alpina» zeigt, wie sie Inhalt oder Form von Segantinis Gemälden aufnehmen.
Der Bündner Künstler Not Vital etwa bändigt erhabene Gipfel als Gipsminiaturen. Patrick Rohners reliefartige Ölbilder imitieren lichtgeflutete Bergzüge. Und in der Licht-Installation «Abstrakte Formulierung» der österreichischen Medienkünstlerin Sigrun Appelt bleibt von der melancholischen Abendstimmung aus Segantinis «Rückkehr vom Wald» nur ein Schimmer. Die Essenz des Meisters, gewissermassen.
La Luce Alpina
Sa, 28.9.–So, 1.12.
Kunstmuseum St. Gallen