Die Basler Nachkriegsgeneration wuchs mit ihm auf – mit dem Raben des Karikaturisten Hans Geisen. Der Zeichner kommentierte in der «National Zeitung», heute «Basler Zeitung», von 1967 bis 1992 regelmässig das Weltgeschehen, aber auch die lokalen Ereignisse vor der Tür der Leserschaft. Das Basler Cartoonmuseum erinnert nun in einer neuen Ausstellung an diesen genialen Chronisten. Auf jeder Zeichnung platzierte er als persön­liches Markenzeichen den Raben, der meist eine Befindlichkeit des Künstlers ausdrückte – etwa Freude, Ärger oder Angst. Geisens Lieblingsfigur war der französische Staatspräsident Charles de Gaulle, dessen unberechenbare Politik und markante Nase für jeden Karikaturisten jener Zeit eine zeichnerische Freude waren.

Der Deutsche Geisen kam 1919 in Ludwigsburg zur Welt. Im Zweiten Weltkrieg geriet er in US-amerikanische Gefangenschaft und zog nach seiner Freilassung mit seiner Familie nach Basel.

Hans Geisens Karikaturen vermitteln heute einen Einblick in die Zeitgeschichte des Kalten Krieges. So gesehen hatten es die Karikaturisten vor 50 Jahren einfacher als heute, weil Gut und Böse in den Augen der Leserschaft klar definiert waren: hier der positiv besetzte Westen unter der Führung der USA, dort der bedrohliche Ostblock.

Innenpolitisch war die Herausforderung für den zeichnerischen Kommentator Geisen jedoch anspruchsvoller. Das Jahr 1968 brachte einen Wertewechsel bei den Jüngeren mit sich, während sich die Aktivdienst-Genera­tion eher nach den Tradi­tionen richtete. ­Geisen wählte einen Kurs, den man heute ­als «Mitte links» bezeichnen könnte. Er entsprach damit just der politischen Haltung der «National Zeitung», die sich nach der ­Fusion mit den «Basler Nachrichten» zur «Basler Zeitung» nach und nach ver­änderte.

Das Cartoonmuseum zeigt nun eine Auswahl aus den 8000 Zeichnungen unter dem Titel «Weltansichten», die Geisen hinterlassen hat. Tagebücher und Fotografien ergänzen die Schau. 

Weltansichten
Sa, 24.3.–So, 17.6.
Cartoonmuseum Basel