Sie heissen Nollen, Stich und Spitze, Dicki, Mugi und Ghöch. Und manchmal baumeln an ihren Drahtseilen vielleicht zwei Dutzend Bügel. Im gemütlichen Tempo ziehen sie an einem schönen und verschneiten Wintertag die Skifahrer in die Höhe. 150 Meter oder so. Aber das reicht ja bereits – für die ersten Stemmbogenkurven den kleinen Hügel hinunter, oder für ein paar Kurzschwünge.
Der Voralpen-Skilift – ohne ihn wäre die Schweiz wohl nie zur richtigen Skination geworden. Die meisten dieser kleinen Bügellifte wurden in den 1960ern und 1970ern gebaut, oft auf Initiative von Privatpersonen. Bald brummten von Dietikon bis Degersheim und von Eywald bis Eggersriet die Liftmotoren und ratterten die Bügel über die Umlenkrollen.
Der Soundtrack eines Volkssports. Der Klang so mancher Erinnerung. Generationen von Schweizerinnen und Schweizern lernten an diesen Liften das Skifahren. Und wer nicht weit von einem entfernt aufwuchs, berichtet noch heute von den wilden Abfahrten mit den Schulkameraden am Mittwochnachmittag. Von den Warteschlangen, die am Wochenende vom Kassenhäuschen bis zur Strasse reichten. Oder von der Bäuerin, die den Kindern ab und an Süsses auf die Piste brachte.
Als es im Mittelland noch Schnee gab
Der kleine Skilift ist zweifelsohne Schweizer Kulturgut. Und als solchem widmet ihm nun das Museum Burg Zug eine Ausstellung. «Schnee war gestern – in den Voralpen» entführt die Besucher anhand zahlreicher Fotos und Objekte in eine Zeit, in welcher der Wintersport auch im Mittelland und in den Voralpen boomte. Dabei gibt sich die Schau nicht nur der Nostalgie hin, sondern spricht eben auch an, was längst kein Geheimnis mehr ist: Vielen dieser kleinen Skilifte geht es schlecht.
Seit Ende der 1980er ist die Nullgradgrenze in der Schweiz um rund 400 Meter gestiegen. Zurückgegangen ist die Anzahl schneereicher Winter. Die Voralpen-Skilifte bekommen diese Entwicklung besonders zu spüren, da die meisten von ihnen unter 1000 Metern liegen. Die Saison 2019/2020 etwa zog vorüber, ohne dass gewisse Anlagen im Zürcher Oberland oder im Appenzell auch nur einen einzigen Tag in Betrieb waren. Denn Schneekanonen können sich die kleinen Lifte meist nicht leisten.
Hinzu kommt, dass in der Schweizer Bevölkerung das Interesse am Skifahren seit Jahren abnimmt. Und wer heute noch auf die Skier steht, tut dies öfters in grossen Gebieten. Denn diese locken mit Hunderten von beschneiten Pistenkilometern und Dutzenden von Sesselbahnen.
Die Zukunft sieht schlecht aus
Sowohl Klimatologen als auch Touristiker prophezeien den kleinen Liften im Flachland ein baldiges Ende. Dass ihre Zukunft eher düster aussieht, lässt sich nicht verleugnen. Aber ebenso wenig, mit wie viel Herzblut die Voralpen-Skilifte betrieben werden und wie viel Verbundenheit die Menschen noch immer zu diesen Anlagen empfinden. Als etwa der Lift Schlössli im sanktgallischen Haggen 2017 erneuert werden musste, trieben die Verantwortlichen die benötigten 65 000 Franken in Windeseile via Crowdfunding auf. Zudem ist so mancher Lift heute als Verein oder Genossenschaft organisiert. Deren Mitglieder halten ihre Lifte mit viel Fronarbeit und Enthusiasmus am Leben. Und mit der ständigen Hoffnung, es möge doch im kommenden Winter mal wieder so richtig schneien. Damit dann der Liftmotor brummt und die Bügel über die Umlenkrollen rattern. Während der Lift mit einem kleinen Ruck beginnt, die Skifahrer den Hang hochzuziehen. 150 Höhenmeter reichen.
Schnee war gestern – in den Voralpen
Do, 26.11.–Mo, 5.4.
Museum Burg Zug