Yoga-Positionen sind anspruchsvoll. Aber diese Dame steckt in einer unmöglichen Pose: Gänzlich verknotet zeigt die Skulptur «All It Takes Is Flexibility» von Mickry 3 die Frau. Ihrem Gesicht meint man verzweifelte Verbissenheit ablesen zu können. Geschmeidig bleiben, mahnen die Prediger der Selbstfürsorge. Aber ist das moderne Leben nicht ein einziges Verrenken? Diese und weitere Arbeiten des Künstlerinnentrios sind in der Ausstellung «Sincerely, Mickry 3» im Sankturbanhof in Sursee zu sehen.
Wer ihr Schaffen kennt, weiss, dass die Skulptur durchaus gesellschaftskritisch ist. Mickry 3, das sind die Zürcherinnen Nina von Meiss, Christina Pfander und Dominique Vigne. Sie lernten sich an der F+F Schule für Kunst und Design kennen und arbeiten seit 1998 als Trio. Schon bald machten sie mit Werken und Ausstellungen auf sich aufmerksam, die heute legendär sind: der «M3-Supermarkt», in dem es Glückspillen, Organe und Sexspielzeug zu kaufen gibt.
Die ulkigen Skulpturen wandelnder Phallen und Vulven. Die mitten im Schwall eingefrorene Kotze, mit der man sich ablichten lassen kann.
Karikaturistinnen der Kunstszene
In ihren cartoonhaften Styropor-Skulpturen, Installationen und Gemälden zitieren Mickry 3 Hoch- und Popkultur. Doch Vorsicht, die bunte und skurrile Oberfläche der Werke liegt nur hauchdünn über den Abgründen von Medienzirkus, Kunstgeschichte und Konsumwelt. So positioniert sich das Trio als eine Art Karikaturistinnen der Kunstszene: Ihr Schaffen ist provokant und grotesk, bietet aber stets eine humoristische Erleichterung.
Letztere gibt es noch immer. Die Provokation ist jedoch einem subtileren Gesellschafskommentar gewichen. Das verdeutlichen die jüngeren Werke, die der Sankturbanhof zeigt. Die Fotos von verkleidetem Gemüse versprühen den bekannten Schalk von Mickry 3. Sind Lebensmittel nun Fetisch oder Wegwerfware? Und immer wieder taucht in Zeichnungen, Mobiles und Wandreliefs eine nackte Frau auf. Sie hadert mit Schönheitsidealen, steht vor verschlossenen Türen und fällt in Löcher.
Das ist irgendwie sympathisch und tröstlich. Wer strauchelt schon nicht ab und zu durch dieses unzumutbare Leben? Wir versuchen doch alle, geschmeidig zu bleiben. Und manchmal ist das alles nun mal einfach zum … nun ja, Kotzen.
Sincerely, Mickry 3
Fr, 15.3.–So, 15.9.
Museum Sankturbanhof Sursee LU