Ausstellung: Begnadeter Dokumentarist
Ein Berner namens Samuel Hieronymus Grimm zeichnete mit akribischer Genauigkeit englische Landschaften und Bauten im 18. Jahrhundert. Das Kunstmuseum Bern zeigt nun sein Werk.
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Kulturtipp 02/2014
Rolf Hürzeler
Heute ein kleiner Park, vor 250 Jahren ein weites Feld: Das sind jetzt die Londoner Kennington Gardens und war einmal Kennington Common (Bild oben), wie es der Künstler Samuel Hieronymus Grimm 1776 in einem Aquarell festgehalten hat.
Samuel Hieronymus Grimm? Kaum jemand kennt seinen Namen noch. Zu seiner Zeit war der Mann jedoch berühmt, zumindest in England, obschon er kein Einheimischer war. Grimm (1733–1794) stammte aus Burgdorf und liess sich in Bern ausbil...
Heute ein kleiner Park, vor 250 Jahren ein weites Feld: Das sind jetzt die Londoner Kennington Gardens und war einmal Kennington Common (Bild oben), wie es der Künstler Samuel Hieronymus Grimm 1776 in einem Aquarell festgehalten hat.
Samuel Hieronymus Grimm? Kaum jemand kennt seinen Namen noch. Zu seiner Zeit war der Mann jedoch berühmt, zumindest in England, obschon er kein Einheimischer war. Grimm (1733–1794) stammte aus Burgdorf und liess sich in Bern ausbilden. Er hoffte damals mit Schweizer Landschaftsdarstellungen ein Auskommen zu finden; der Verkauf solcher Bilder war mit dem aufkommenden Tourismus besonders im Berner Oberland ein Geschäft. Für den jungen Grimm war das Bernbiet zu eng, es zog ihn nach Paris. Und von dort reiste er 1768 nach London, wo er sich endlich wohl fühlte und bis zu seinem Tode blieb. Er fand mit seinen Zeichnungen und seiner Malerei schnell berufliche Anerkennung, konnte in der Royal Academy of Arts ausstellen.
«A Very English Swiss»
Das Kunstmuseum Bern erinnert nun mit einer Ausstellung unter dem Titel «A Very English Swiss» an diesen grossartigen Dokumentalisten. Grimm zeichnete neben zahlreiche Örtlichkeiten in London Gebäude und Landschaften in Wales und der südenglischen Grafschaft Sussex. Der Schweizer hat das moderne Bild Englands im 18. Jahrhundert mitgeprägt.
Samuel Hierynomus Grimm kam in Burgdorf zur Welt; sein Vater war ein Notar, der früh verstarb. Der Junge fühlte sich zuerst als Dichter berufen. Doch durch seinen Onkel, den Maler Johann Rudolf Grimm, fand er zur darstellenden Kunst und kam zum Berner Mallehrer Johann Ludwig Aberli, der ihn ausbildete. Dessen Bilder sind übrigens jetzt in der neuen Ausstellung «Home Grown» im Winterthurer Museum Oskar Reinhart zu sehen. Grimm zeichnete auch grossartige Karikaturen, denn er durchschaute schnell die Verlogenheit der damals herrschenden Klasse.
A Very English Swiss
Fr, 17.1.–Mo, 21.4.
Kunstmuseum Bern