Das ist typisch Philippe Chappuis oder Zep, wie er sich selber nennt. Seine Figur, in diesem Fall er selbst, steht dem gesamten Übel der Menschheit allein gegenüber. Mit einer kindlichen Naivität gafft er den furchterregenden Gestalten entgegen, mit Zeichenstift und Block in den Händen. «Lächeln, bitte», so die Anweisung an die windigen Politiker, Ganoven und Gewalttäter – durchwegs Menschen, mit denen man lieber nichts zu tun haben möchte. Das ist der Humor des politischen Künstlers. Seine Botschaft ist klar – im Zweifelsfall immer auf der Seite der Schwächeren.
Chappuis zeichnete die Karikatur für einen Blog, den er in der französischen Tageszeitung «Le Monde» schrieb, und der kürzlich als Bildband «What a wonderful World» herausgekommen ist. Der Karikaturist versteht sein Geschäft aktuell, engagiert sich mit seinem gespitzten Stift gegen die Atomkraft oder den Waffenhandel.
Der kleine Titeuf ist der grosse Held
Im Mittelpunkt von Zeps Comics steht meist der junge Titeuf in seinen Nike-Schuhen, ein vorwitziger, kleiner Kerl, der das Herz des Publikums schnell gewinnt, auch des politisch korrekten, wenn er mal wieder über die Stränge haut. Denn Titeuf ist beseelt davon, die Erwachsenen zu verstehen und ihnen nachzueifern, was zum Gaudi der Leser mit laufend neuen Tücken verbunden ist. Laut Zep geht diese Sichtweise auf die eigenen Erinnerungen seiner Kindheit zurück.
Chappuis oder Zep ist besonders in der französisch-sprachigen Welt eine zeichnerische Grösse. In Onex bei Genf geboren, gab er bereits mit 12 Jahren sein erstes Comic-Magazin heraus. Er besuchte die Ecole des Arts Decoratifs in Genf und veröffentlichte im belgischen Magazin «Spirou» seine ersten Serien. Der Künstler hat seither zahlreiche Preise gewonnen, die französische Post ehrte ihn sogar mit Briefmarken.
Das Basler Cartoonmuseum stellt Chappuis nun unter dem Titel «dr. Zep & mr. Titeuf» vor: «Neben dem Slapstick und Klamauk findet Zep den richtigen Ton für gesellschaftliche Diskussionen um Rollenteilung, Krankheit, Sucht und Gerechtigkeit», heisst es dazu. Die Ausstellung vermittelt einen Einblick in sein Gesamtwerk: vom Blog über Politik und Gesellschaft bis zu Cartoonsammlungen oder Skizzenbüchern mit Aquarellen sowie Texten, in denen er sich als kritischer, aber auch poetischer Beobachter erweist.
Aber der 51-Jährige Chappuis ist nicht nur Aktivist, auch das Sinnliche hat es ihm künstlerisch angetan, vielleicht nicht ganz jugendfrei, aber sehr witzig. Diese Welt zelebriert er etwa in seinem Bildband «Happy Sex», der vor sieben Jahren erschienen ist. So zeichnete Chappuis etwa ein schräges Paar beim lustvollen Outdoor-Sex; er stöhnt in den höchsten Tönen. Sie piepst dazu: «Nicht zu laut, wir erschrecken die Tiere …»
dr. Zep & mr. Titeuf
Sa, 26.11.–So, 23.4. Cartoonmuseum Basel