Ausstellung: Alltägliches in Bildformat
Die Westschweizer Fotografin Sabine Weiss zeigt im luzernischen Kriens Zeugnisse aus ihrem persönlichen Archiv – ein Stück Zeitgeschichte.
Inhalt
Kulturtipp 24/2016
Rolf Hürzeler
Der Alltag ist das Spektakuläre. Die in Paris lebende Westschweizer Fotografin Sabine Weiss erfasste Alltagsszenen in Städten wie in Paris – oft mit Aussenseitern oder Kindern in den 50er- und 60er-Jahren. Das Krienser Museum im Bellpark stellt nun Weiss als «die letzte Repräsentantin der französischen ‹photographie humaniste›» vor in Anlehnung an Fotografen wie Robert Doisneau oder Willy Ronis.
Szenen aus den Pariser ...
Der Alltag ist das Spektakuläre. Die in Paris lebende Westschweizer Fotografin Sabine Weiss erfasste Alltagsszenen in Städten wie in Paris – oft mit Aussenseitern oder Kindern in den 50er- und 60er-Jahren. Das Krienser Museum im Bellpark stellt nun Weiss als «die letzte Repräsentantin der französischen ‹photographie humaniste›» vor in Anlehnung an Fotografen wie Robert Doisneau oder Willy Ronis.
Szenen aus den Pariser Nachkriegsjahren
Die 90-jährige Sabine Weiss stammt aus der Walliser Genfersee-Gemeinde Saint-Gingolph; sie besuchte eine Lehre im Atelier von Paul Boissonas in Genf. Nach dem Krieg zog sie nach Paris und assistierte dort dem deutschen Avantgarde-Fotografen Willy Maywald, der sich auf Modeaufnahmen und Porträts spezialisiert hatte. Er verkehrte in der wieder erwachten Bohème der Metropole. So kam es, dass Weiss Künstler wie Joan Miró, Alberto Giacometti oder André Breton fotografierte. Weiss zeigt in Kriens auch Reportagebilder von ihren Reisen durch Ägypten, Indien oder Burma.
Sabine Weiss heiratete 1950 den US-Künstler Hugh Weiss, mit dem sie in ein kleines Pariser Atelier zog, wo sie heute noch lebt. Ihr Mann ist vor rund zehn Jahren verstorben.
Durch Robert Doisneau kam Sabine Weiss 1952 zur Agentur Rapho, heute Gamma-Rapho, die den gehobenen Fotojournalismus pflegt. Sie arbeitete für Magazine wie «The New York Times Magazine», «Life» und «Paris Match». Daneben kauften renommierte Museen wie das Zürcher Kunsthaus oder das Centre Georges Pompidou in Paris ihre Werke. Ein Höhepunkt war für Sabine Weiss das Jahr 1955, als sie mit drei Fotografien im New Yorker Museum of Modern Art vertreten war.
Die Ausstellung im Museum im Bellpark zeigt 130 Fotoabzüge und bietet dem Besucher eine künstlerische Begegnung mit einer grossartigen Fotografin, die in ihrer Heimat wenig bekannt ist. Die Schau lädt zudem dazu ein, das alltägliche Zeitgeschehen in den Nachkriegsjahren von Paris aufleben zu lassen.
Sabine Weiss
Sa, 19.11.–So, 5.3.
Museum im Bellpark Kriens LU