Der Mundartrocker Polo Hofer bekommt zum Geburtstag jedes Jahr einen toten Fisch geschenkt. Denn am 16. März geht im Kanton Bern die Angelsaison los, und sein Bruder ist ein begeisterter Fischer, der ihm das erste gefangene Exemplar zukommen lässt. Keine weltbewegende Geschichte – aber sie belegt den Familiensinn des Altrockers, der sich mit bürgerlichen Konventionen eher schwertut.
Vor lokalem Publikum
Polo Hofer erzählt die Geschichte auf der Bühne des Theaters Alte Oele in Thun, kurz bevor die Radiosendung «Persönlich» beginnt. Er sitzt mit der jungen Jodlerin Melanie Oesch und dem Moderator Dani Fohrler vor einem proppenvollen Theaterraum. Kommt das Schweizer Radio an einem Sonntagmorgen nach Thun, erweisen ihm die Bürger ihre Reverenz. Und mit ihnen fast eine halbe Million Hörerinnen und Hörer in der deutschsprachigen Schweiz, die den Radio eingeschaltet haben.
Die Sendung «Persönlich» gehört seit 1976 zum Repertoire der Radiostation SRF 1. Jeden Sonntagmorgen reden zwei, manchmal drei Gäste mit einem Moderator vor lokalem Publikum über ihr Leben. Die Idee dazu hatte der Fernsehmann Guido Baumann, den die Älteren noch als «Ratefuchs» in der deutschen Quizsendung «Wer bin ich?» kennen. Erster «Persönlich»-Moderator war der ehemalige «Tagesschau»-Sprecher Charles Clerc. Heute leiten neben Dani Fohrler die Radioleute Katharina Kilchenmann, Christian Zeugin und Anita Richner die Sendung.
Für Heidi Ungerer, publizistische Leiterin von Radio SRF 1, müssen nicht zwingend Prominente in der Sendung auftreten: «Es kann genauso spannend sein, wenn ‹normale Leute› aus ihrem Leben erzählen, sofern sie etwas erlebt haben.» Wichtig sei, dass die Teilnehmer einen unterschiedlichen Lebenshintergrund haben, wie das bei Melanie Oesch von der Folklore-Formation Oesch’s die Dritten und Rocker Polo Hofer offenkundig der Fall ist. Politiker sind in der Sendung selten zu Gast. «Falls doch, dann kommt die Politik kaum aufs Tapet», sagt Ungerer. «Persönlich» soll in einer lockeren, entspannten Atmosphäre über die Bühne gehen. In der Thuner Sendung sorgte der muntere Gesprächsleiter Fohrler mit seinem liebenswürdigen Schalk für die richtige Stimmung, unterstützt von reichlich Cava, der zu Ehren von Polo Hofers Geburtstag kredenzt wurde.
Überraschendes
Da kam auch Überraschendes zur Sprache: Zum Beispiel, dass Melanie Oesch und Polo Hofer einen gemeinsamen Inspirator hatten, den Schweizer Country- und Schnulzensänger Peter Hinnen. Melanie Oesch kam durch seine Musik zum Singen, Polo Hofer produzierte einst eine gemeinsame Platte mit ihm. Solche Geschichten sind just nach dem Gusto des anwesenden, etwas angejahrten Publikums – der grosszügige Applaus war damit sicher.
Sendung nachhören: www.srf.ch/sendungen/persoenlich/polo-hofer-und-melanie-oesch-im-persoenlich
«Persönlich» auf Radio SRF 1
So, 22.3., 10.03
Aus dem Theater Tabourettli Basel
Mit Jeanne Fürst, Fernsehärztin und Dani Levy, Regisseur
Moderation: Katharina Kilchenmann
So, 29.3., 10.03
Aus dem Theater Ticino
Wädenswil ZH
Mit Regina Aklin, ehemalige Lehrerin für Bildnerisches Gestalten
und Ernst Hörler, reformierter Pfarrer
Moderation: Anita Richner