Die spannendsten Musikstile entstehen durch das Aufeinandertreffen und die anschliessende Verschmelzung musikalischer Traditionen verschiedener Völker. So wars beim Jazz, so ists
bei der Musik der Garifuna,
der schwarzen Bevölkerung von Belize, Honduras, Nicaragua und Guatemala (siehe Kasten rechts). Trommeln und treibende Rhythmen gehen auf das westafrikanische Erbe der Garifuna zurück, Gitarrenklänge auf die spanischen Kolonisatoren; und beim Tanz haben die indianischen Vorfahren ihre Spuren hinterlassen.
Die Pflege dieser vielfältigen, spannungsvollen und nuancenreichen Musik ist Aurelio Martínez, dem aufstrebenden Star in der Garifuna-Musikszene, ein grosses Anliegen. «Ich möchte der nächsten Generation unser kulturelles Erbe weitergeben», sagte der Sänger, Songschreiber und Gitarrist, der in der Garifuna-Sprache Igñeri singt, in einem Interview.
Engagierte Kulturpflege
Der Enddreissiger versteht sich mit seinem Engagement auch als Nachfolger von Andy Palacio. Der Musiker aus Belize, der 2008 überraschend an einem Hirnschlag starb, hatte mit seinem Album «Wátina» die Musiktradition der Garifuna erstmals weltweit bekannt gemacht.
Gleichzeitig will Martínez die Musik seines Volks weiterentwickeln – eine Musik, die ohnehin ein «Mischprodukt» ist, wie er sagt. Eine solche Weiterentwicklung ist ihm mit seinem aktuellen Album «Laru Beya» gelungen: Es ist die Frucht der Verbindung der Garifuna-Tradition
mit «echten» westafrikanischen Klängen. «Ich wollte an unsere Wurzeln anknüpfen», erzählt der Honduraner. Sein Mentor, der senegalesische Star Youssou N’Dour, holte ihn in die Tonstudios von Senegals Hauptstadt Dakar. Dort bereicherte Martínez seine mehrheitlich selbst geschriebenen Songs um neue Klangfarben, Instrumente und Rhythmen – in Zusammenarbeit mit jungen Rappern, dem legendären Orchestra Baobab und natürlich Youssou N’Dour, mit dem er zwei Songs aufnahm.
Enthusiastische Kritik
Die Kritik reagierte auf den westafrikanisch gewürzten Karibiksound mit Begeisterung: Die Fusionelemente machten aus der CD des talentierten Martínez ein beeindruckendes Album, das mit jedem Hören besser klinge, schwärmte etwa die britische BBC. «‹Laru Beya› ist ein emotional bewegendes Juwel», lobte der «Independent on Sunday». Und der Guardian prophezeit, «Laru Beya» verspreche eines der besten Alben des Jahres 2011 zu werden. Zu Recht. Martínez’ Werk ist herausragend: Voller Energie und gleichzeitig reggaemässig relaxt, fröhlich und nachdenklich zugleich.
[CD]
Aurelio
Laru Beya
(Real World Records 2011).
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