Es gibt ein Leben nach der Bank. Das ist ja klar, denkt der Leser bei der Lektüre des Buchs «Bye Bye Bank» des Zürcher Autors Matthias A. Weiss. Er hat 21 Menschen porträtiert, die von der Welt des Geldes die Nase voll hatten und sich nun etwas Sinnvollerem zuwenden oder das zumindest glauben. Das Spektrum ist weit: Vom klassischen Aussteiger über den Sinnsuchenden bis zum Kleinunternehmer, der sein eigener Herr und Meister sein will. Die männliche Form ist hier am Platz. Mit drei Ausnahmen kommen lediglich Männer zu Wort. Das hat weniger mit der Auswahl des Autors zu tun, dafür umso mehr mit dem Berufsalltag auf dem Schweizer Finanzplatz.

Da ist zum Beispiel Stefan Alder, der Börsenhändler bei der Credit Suisse war und ­heute als moderner Nomade durch die Welt zuckelt, etwa als Reiseleiter für Trips in exotische Ecken: «Dann beneiden mich viele um den Ferienfaktor. Die Exotik, auf die manche jahrelang hinsparen, erlebe ich andauernd. Wenn ich den Preis dafür nenne, dass ich zum Beispiel über keine Wohnung verfüge, wird es für die meisten too much.»

Anders gelagert ist der Fall Claudia Schneiter, die heute als Blumenfachfrau im väterlichen Geschäft tätig ist. Sie macht diese Arbeit auf Zeit, um zu neuen Ufern aufzubrechen – beruflich und persönlich. Wiederum anders sieht die Biografie von Benedikt Germanier aus. Dieser verabschiedete sich aus der Finanzbranche, um als Hersteller von Skis der Edelklasse ein KMU zu gründen. Wunderschön werden die Selbstzweifel und das Grübeln der Erzähler spürbar, die zwar von ihrer Mission überzeugt  sind, aber immer wieder von Existenzängsten gebeutelt werden. 

Buch
Matthias A. Weiss
«Bye Bye Bank»
224 Seiten (Reihe 21 2016).