Arthouse im Netz: Heimkino für Filmliebhaber
Online-Streaming-König Netflix lockt mit grossen Serien und Blockbustern, Arthouse-Filme sucht man vergeblich. Alternative Anbieter füllen die Lücke.
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Kulturtipp 19/2018
Letzte Aktualisierung:
06.09.2018
Jonas Frehner
Auch beim cineastischen Vergnügen hat die Digitalisierung zugeschlagen: Die Zahl der Kino-Eintritte sinkt, zugleich haben die Umsätze aus digitalen Kanälen die DVD- und Blu-Ray-Verkäufe zum ersten Mal überstiegen. Dazu zählen Video-on-Demand-Angebote (VoD) wie iTunes, bei denen Filme gekauft oder gemietet werden. Oder Streaming-Dienste wie Netflix, die gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzten Zugang zum Katalog bieten. Die...
Auch beim cineastischen Vergnügen hat die Digitalisierung zugeschlagen: Die Zahl der Kino-Eintritte sinkt, zugleich haben die Umsätze aus digitalen Kanälen die DVD- und Blu-Ray-Verkäufe zum ersten Mal überstiegen. Dazu zählen Video-on-Demand-Angebote (VoD) wie iTunes, bei denen Filme gekauft oder gemietet werden. Oder Streaming-Dienste wie Netflix, die gegen eine monatliche Gebühr unbegrenzten Zugang zum Katalog bieten. Die virtuelle Videothek der beiden Platzhirsche ist gigantisch, lockt jedoch vorwiegend mit Hollywood-Streifen und Cliffhanger-Serien – Arthouse-Kino wird vernachlässigt.
Diese Lücke füllen mehrere Anbieter wie die Stiftung trigon-film, welche bereits vor vier Jahren ein «Online-Kino» startete. Ziel war nicht das grosse Geschäft, wie VoD-Verantwortliche Meret Ruggle sagt: «Für uns liegt die Hauptmotivation darin, das Leben der Filme zu verlängern.» Gerade Arthouse-Produktionen laufen oft nur kurz in ausgewählten Kinos und geraten danach in Vergessenheit. Mit dem digitalen Angebot werden sie für jene zugänglich, die den Film verpasst haben, in Randregionen leben oder nicht mobil sind.
Die Online-Nutzung bietet zudem Flexibilität: Alle Filme können jederzeit und überall auf diversen Geräten angesehen werden. Für Reto Bühler, Programmverantwortlicher bei den Neugass Kinos in Zürich, ist klar, dass eine Nachfrage besteht: «Nur weil es keine Videotheken mehr gibt, ist das Bedürfnis nicht verschwunden. Auch wir prüfen die Möglichkeit, im Netz Zusatzangebote anzubieten.» Einig sind sich Bühler und Ruggle beim Kino: Dieses sei nicht zu ersetzen. Gemeinsam ohne Ablenkung und Pausen einen Film sehen, die grosse Leinwand – das alles lässt sich kaum im Wohnzimmer reproduzieren.