Arte: Zeitbomben in der Tiefe
Die Dokumentation «Vergessene Wracks» im TV-Sender Arte warnt vor den Umweltgefahren, die von versunkenen Schiffen ausgehen.
Inhalt
Kulturtipp 14/2017
Rolf Hürzeler
Der Untertitel zeugt von wenig Seefahrerromantik – «Schwarze Tränen der Meere». Damit sind die Treibstoffreste gemeint, die untergegangene Ozeanschiffe enthalten. Zum Beispiel das Lazarettschiff «Stuttgart», das US-amerikanische Bomber im Herbst 1943 in der Danziger Bucht versenkten. Ein polnisches Forschungsteam besucht das Wrack auf dem Meeresgrund regelmässig und entnimmt ölhaltige Schlacke, die im Labor untersucht wird. Das Fazit: Diese gi...
Der Untertitel zeugt von wenig Seefahrerromantik – «Schwarze Tränen der Meere». Damit sind die Treibstoffreste gemeint, die untergegangene Ozeanschiffe enthalten. Zum Beispiel das Lazarettschiff «Stuttgart», das US-amerikanische Bomber im Herbst 1943 in der Danziger Bucht versenkten. Ein polnisches Forschungsteam besucht das Wrack auf dem Meeresgrund regelmässig und entnimmt ölhaltige Schlacke, die im Labor untersucht wird. Das Fazit: Diese giftigen fossilen Rückstände sind eine Gefahr für das ökologische Gleichgewicht.
Das schiere Ausmass dieser «vergessenen Wracks» ist eindrücklich: 8500 Motorschiffe sind auf den Ozeanen bis heute gesunken; davon stammen drei Viertel aus dem Zweiten Weltkrieg, noch sind nicht alle geortet. Diese Arte-Dokumentation macht auf ein bisher wenig beachtetes Umweltphänomen aufmerksam. Leider ist die Umsetzung nur zum Teil gelungen, so sind die unheilschwangere Hintergrundmusik und die skandalisierenden Kommentare überflüssig. Zumal dem Zuschauer nicht ersichtlich wird, wie gross die Gefahr tatsächlich ist. Man erinnert sich an den Untergang des Tankschiffs «Exxon Valdez» 1989 vor Alaska, wo 37 000 Tonnen Rohöl ausliefen. Die Natur absorbierte die Umweltkatastrophe erstaunlich gut. Dennoch: «Vergessene Wracks» vermittelt einen Eindruck von einem Aspekt, der bisher wenig Beachtung gefunden hat.
Vergessene Wracks
Regie: Christian Heynen
52 Minuten
Sa, 1.7., 22.00 Arte