Das Rive Gauche rund um Saint-Germain-des-Prés ist bis heute das Herz von Paris. Hier, im Quartier Latin, spürt man noch immer den künstlerischen Pulsschlag, der diese Stadt unvergleichlich macht – ebenso wie früher in Montparnasse oder Montmartre.
Über 200 Kleinbühnen etablierten sich in den späten 1940er-Jahren in diesem Geviert; das war die Heimat von Musikern und Interpreten wie Boris Vian mit seiner Trompete, von Sängern wie Jacques Brel oder Juliette Gréco. Daran erinnert der französische Arte-Dokumentarfilm «Es ist Mitternacht, Paris erwacht» von Yves Jeuland. Der Autor trug viel altes Filmmaterial aus legendären Lokalen zusammen wie «L’Echelle de Jacob» oder «Le Cheval d’or».
Diese Künstler verstanden sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Avantgarde eines neuen, gerechteren Frankreichs, das sich bürgerlichen Konventionen entzog. Philosophen wie Jean Paul Sartre und Simone de Beauvoir besorgten den existenzialistisch-intellektuellen Überbau dieser Bewegung.
Bei den heute in die Jahre gekommenen Zeitzeugen wie Juliette Gréco oder Charles Aznavour spürt der Zuschauer eine gewisse Wehmut, wenn sie sich der wilden Pariser Nächte erinnern. Dabei wird nicht ganz klar, ob sie ihrer eigenen Jugend oder dem künstlerisch-politischen Aufbruch jener Jahre nachtrauern.
Dieser Dokumentarfilm erschliesst einem jungen Publikum eine weitgehend vergessene Musikszene. Und er weckt bei den Älteren sentimentale Gefühle an eine zwar nicht bessere, aber tolle Vergangenheit.
Es ist Mitternacht, Paris erwacht
Regie: Yves Jeuland, 95 Minuten
Sa, 11.2., Arte
Weitere Filme zum Schwerpunkt Paris auf Arte
Sa/So, 11.2./12.2.
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