Arno Camenisch - Meine Kulturwoche
Inhalt
Kulturtipp 21/2013
Babina Cathomen
Ein guter Text ist wie ein Whisky. Ich versuche, in meinen Werken das Destillat zu finden und die Bilder so klar und präzise wie möglich zu platzieren. Auf meinem eigenen Lesestapel liegen zurzeit Dostojewskis «Der Spieler» und «Der Trick mit dem Sprung aus dem Stuhl» von Bruno Steiger – bereits der Titel ist brillant. Es ist ein Buch voller schöner Sätze und obendrein noch witzig. Auch Kurt Hofmanns Buch «Aus Gesprächen mit Thomas ...
Ein guter Text ist wie ein Whisky. Ich versuche, in meinen Werken das Destillat zu finden und die Bilder so klar und präzise wie möglich zu platzieren. Auf meinem eigenen Lesestapel liegen zurzeit Dostojewskis «Der Spieler» und «Der Trick mit dem Sprung aus dem Stuhl» von Bruno Steiger – bereits der Titel ist brillant. Es ist ein Buch voller schöner Sätze und obendrein noch witzig. Auch Kurt Hofmanns Buch «Aus Gesprächen mit Thomas Bernhard» ist unterhaltsam. Bernhard sagt Sätze wie Axthiebe, schlägt aber auch sanfte Töne an.
Im Kino mag ich die eigenwillige Bildsprache von Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch. Sie haben eine unverkennbare Ästhetik, einen Sinn fürs Schöne im Tristen und eine Vorliebe fürs Schräge und für eigenwillige Figuren. Sehenswert ist die Reihe des Filmpodiums Biel zum «Cinema Italiano». Und ich liebe Dokumentarfilme. Berührt haben mich etwa «Die Frau mit den 5 Elefanten» über die Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier oder der Film «Pina» über die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch. Ich habe keinen Fernseher, aber ich sehe gerne online Tennisspiele, Fussball oder das Lauberhornrennen. Radio höre ich beim Autofahren, am liebsten die Gesprächssendungen auf Radio SRF 2 Kultur.
Zum konzentrierten Schreiben benütze ich Kopfhörer. Musik höre ich vor allem an Konzerten – ein Auftritt von Schlagzeuger Julian Sartorius etwa ist ein Erlebnis. Und im Oktober sehe ich mir Stiller Has auf der Bühne an. Gerne besuche ich auch Ausstellungen, etwa das Kunstmuseum Chur mit den verspielt-abgründigen Arbeiten von Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger.
Im Theater begeistern mich immer wieder die Inszenierungen von Christoph Marthaler – dabei windet es mir so schön den «Dachstock» durch. Mit meiner bald sechsjährigen Tochter möchte ich mir «Ida hat einen Vogel, sonst nichts» des Figurentheaters Lupine ansehen. Mit ihr habe ich auch die Charly-Chaplin-Filme neu entdeckt. Kultur soll für sie etwas ganz Natürliches und Selbstverständliches sein. In meiner Kindheit war dies nicht der Fall. Und sie liebt es, wenn ich ihr Geschichten erzähle, sie sagt dann: «Noch eine, aber eine lange und eine grusige!»