Architektur: Wehrhafte Vergangenheit
Die Ausstellung «111 Bunker» im neuen Zentrum Architektur Zürich lädt Besucher dazu ein, die städtische Verteidigungslinie aus dem Zweiten Weltkrieg zu erkunden.
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Kulturtipp 01/2019
Simon Knopf
Sie heissen Fuchs, Durchzug oder Glatze. Und läse man nur ihre Namen, man käme nicht auf die Idee, dass es sich um Bunker handelte. Die drei gehören zu insgesamt 111 Bunkersystemen, befestigten Stellungen und Panzersperren aus dem Zweiten Weltkrieg, die in und um Zürich herum gebaut wurden und die noch heute bestehen. Das Zentrum Architektur Zürich ZAZ widmet ihnen nun die Ausstellung «111 Bunker». Sie soll den Besuchern ein verborgenes Stück Zür...
Sie heissen Fuchs, Durchzug oder Glatze. Und läse man nur ihre Namen, man käme nicht auf die Idee, dass es sich um Bunker handelte. Die drei gehören zu insgesamt 111 Bunkersystemen, befestigten Stellungen und Panzersperren aus dem Zweiten Weltkrieg, die in und um Zürich herum gebaut wurden und die noch heute bestehen. Das Zentrum Architektur Zürich ZAZ widmet ihnen nun die Ausstellung «111 Bunker». Sie soll den Besuchern ein verborgenes Stück Zürcher Geschichte nahebringen. Viele der Bauten sind heute zugewachsen. Oder man geht im Alltag an ihnen vorbei, wie an den Stellungen am Zürichsee.
Das ZAZ wurde im September im früheren Museum Bellerive eröffnet. Im Fokus des neuen Museums steht die Rolle der Stadt und ihrer Architektur im Leben der Menschen. Zumindest eine Zeit lang prägten militärische Anlagen den Alltag in Zürich. Denn General Henri Guisan rechnete 1939 fest mit einem Angriff der deutschen Wehrmacht von Norden her. Für den «Fall Nord» bauten Soldaten in und um Zürich Maschinengewehr-Stellungen, versahen Brücken mit Sprengkammern, errichteten Panzersperren.
Mit einer Bunker-Karte im Sihltal unterwegs Nachbildungen von Panzersperren begrüssen denn auch die Besucher vor der Villa Bellerive. Im Foyer zeigen zahlreiche rote Punkte auf einer Wandkarte das Ausmass der Limmatstellung. Ein erster Raum führt in die Kulturgeschichte des Bunkers ein. In einem zweiten Raum lassen Dia-Projektoren Positionen aufeinanderprallen: hier Barrikadenbau, dort Besucher der Landi 39. Hier die Skizzen von Stellungen, dort Fotos vermooster Bauten von heute.
Die eigentliche Ausstellung ist klein gehalten und soll ein «Tourismusbüro für Befestigungsbauten» sein. Die Besucher werden dazu animiert, die Bunker physisch zu erkunden: von innen auf den angebotenen, bereits gut besuchten Führungen, von aussen auf eigene Faust. Mit der Bunker-Karte des ZAZ kann man so zum Beispiel vom Sihltal bis nach Wollishofen einer der Verteidi-gungslinien entlangwandern. Vielleicht sieht man dann auch die Stellung A4816: ein einstiger Infanteriebunker, in dem ein Hausbesitzer heute seinen Rasenmäher unterstellt.
111 Bunker – Entdecke das verborgene Zürich!
Bis Do, 28.2.
ZAZ Bellerive Zürich
Anmeldung für die Bunkertouren: www.zaz-bellerive.ch oder info@zaz-bellerive.ch