«Meganervös» sei sie am ersten Drehtag von «Tschugger» gewesen, gibt Anna Rossinelli unumwunden zu. Schliesslich hat sich die Baslerin bisher vor allem als Singer-Songwriterin einen Namen gemacht – ihr Sprungbrett war der Auftritt am Eurovision Song Contest vor zehn Jahren, seither hat sie mit ihrer Band fünf Alben veröffentlicht. Während der Pandemie wurde ihre Tournee abgesagt. Die Schauspiel-Anfrage sei darum wie ein Erwachen aus dem Winterschlaf gewesen, sagt Rossinelli per Videotelefon aus ihrer Basler Wohnung. «Ich fands total spannend, in eine neue Welt hineinzuschnuppern und zu sehen, wie es auf einem Filmset funktioniert.»
Als Annette bringt sie die Polizeistation auf Trab
Die SRF-Serie, die in Zusammenarbeit mit Sky Schweiz entstanden ist, ist eine herrlich schräge Komödie aus dem Wallis. Rossinelli ist als Bundespolizistin Annette zu sehen, die aus Bern anreist und die verschlafene Polizeistation auf Trab bringt. In ihre Rolle hat sie schnell hineingefunden, hat sie doch einiges gemeinsam mit der taffen Fedpol-Beamtin: «Aus dem Mu-sikbusiness kenne ich es, in einer männerdominierten Welt zu arbeiten und mich durchsetzen zu müssen. Wie Annette sage ich, was ich denke, und rede nicht um den heissen Brei herum.»
Nach anfänglicher Nervosität habe sich ihre Rolle «ganz natürlich und nicht erzwungen angefühlt». Nur an den Walliser Dialekt ihrer Schauspielkollegen musste sie sich gewöhnen, meint sie augenzwinkernd. Das Textlernen ging ihr leicht von der Hand. «Als Musikerin lerne ich übers Gehör und habe mir darum die Texte aufgenommen und beim Kochen oder in der Badewanne vorgespielt.» Die 34-Jährige ist mit sichtlicher Begeisterung bei der Sache. Schauspiel-Ambitionen hegt sie dennoch keine: «Da gibts ausgebildete Schauspielerinnen, die das viel besser können als ich», meint sie.
Nach dem Dreh der zweiten «Tschugger»-Staffel freue sie sich vor allem wieder aufs Musikmachen mit ihren beiden «Buben», wie sie ihre Bandkollegen liebevoll nennt. Seit 14 Jahren sind sie gemeinsam unterwegs, schreiben alle Texte selbst oder im Cowriting und probieren ihre Songs so lange aus, «bis alle voll dahinterstehen können». Zu Beginn sind sie noch als Strassenmusikanten durch Europa getingelt: «Eine Superzeit ohne Verpflichtungen, durch die wir ins Ganze hineingewachsen sind.» Seit dem internationalen Auftritt am ESC können die drei von der Musik leben. Soeben ist ihr neuer Song «Somebody like you» erschienen, der durch die prägnante Synthiemelodie und den Retro-Videoclip an die 80er erinnert. Ein Corona-Produkt ist der Song «Forevermore», der über Skype mit der Produzentin Charlie McClean entstanden ist. «Das war wie ein digitales Pingpongspiel», sagt Rossinelli. Ganz klar ist für sie aber: «Nichts ersetzt das gemeinsame Musikmachen im Bandraum!»
TV/Stream
Tschugger
Ab So, 28.11., 21.45 SRF 1
Stream: www.sky.ch
www.playsuisse.ch
Anna Rossinellis Kulturtipps
Ausstellung: Close-up
«Diese Sammlung von Künstlerinnen möchte ich mir unbedingt anschauen. Ich bin ein grosser Fan von Frida Kahlo, ihre Lebensgeschichte inspiriert mich.»
Bis So, 2.1. Fondation Beyeler Basel
Konzert: Priya Ragu
«Ich liebe die Videoclips von Priya Ragu und möchte sie mal live sehen. Ans Konzert gehen wir gemeinsam als Band, darauf freu ich mich!»
Di, 30.11., 20.00 Exil Zürich
Buch: Nina Kunz: Ich denk, ich denk zu viel (Kein & Aber 2021)
«Das Buch hat mir eine Freundin geschenkt – ich habe es verschlungen. Mir gefällt der Schreibstil von Nina Kunz.»