Anita Richner - «Ich diskutiere fürs Leben gern»
Die Radiofrau Anita Richner kommt neu in das vierköpfige Moderationsteam der DRS-1-Sonntagmorgen-Sendung «Persönlich». Dahinter steckt eine Art Berufung: Sie tut nämlich vor allem eines gern, wie sie sagt – mit Leuten reden.
Inhalt
Kulturtipp 03/2012
Letzte Aktualisierung:
12.11.2019
Rolf Hürzeler
Gleich zu Beginn des Gesprächs erzählt sie begeistert vom Roman «Verführung» der Schriftstellerin Jane Austen. Die neue «Persönlich»-Moderatorin Anita Richner hat die Liebesgeschichte aus dem frühen 19. Jahrhundert in den Ferien gelesen. Es geht um eine unglücklich Verliebte, die sich unter dem Druck ihrer Familie dem Mann entsagt, den sie anhimmelt. Gleichzeitig beschäftigte sich Anita Richner mit dem Preussenkönig Friedrich dem...
Gleich zu Beginn des Gesprächs erzählt sie begeistert vom Roman «Verführung» der Schriftstellerin Jane Austen. Die neue «Persönlich»-Moderatorin Anita Richner hat die Liebesgeschichte aus dem frühen 19. Jahrhundert in den Ferien gelesen. Es geht um eine unglücklich Verliebte, die sich unter dem Druck ihrer Familie dem Mann entsagt, den sie anhimmelt. Gleichzeitig beschäftigte sich Anita Richner mit dem Preussenkönig Friedrich dem Grossen, der ein halbes Jahrhundert vor der Engländerin Austen lebte.
Ansonsten steht Richner ganz in der Gegenwart. Ende Monat moderiert sie erstmals die Sendung «Persönlich» aus Altendorf SZ. Sie spricht mit der Steuerexpertin Eveline Saupper und dem Berufsberater Res Marty. Saupper betreut wohlbetuchte Kunden bei der Zürcher Anwaltskanzlei «Homburger». Berufsberater Marty dagegen beschäftigt sich in der Freizeit mit dem Komponisten Joachim Raff aus dem 19. Jahrhundert. Der heute weitgehend vergessene Raff wuchs am Zürichsee auf. Er war ein musikalischer Autodidakt, schaffte es aber, dass Franz Liszt ihn förderte. Womit Anita Richner wieder in der Vergangenheit wäre; sie ist Historikerin.
Doch eigentlich kommt sie beruflich von der Tagesaktualität her, denn sie machte ihre Laufbahn vornehmlich im News-Journalismus. Richner arbeitete jahrelang für das «Echo der Zeit» sowie das «Rendez-vous». Heute betreut sie Sachbücher für die Literaturredaktion von Radio und Fernsehen für die Sendung «Buchzeichen» von Radio DRS 1.
Und jetzt also «Persönlich». Richner ist überzeugt, dass «alle Menschen etwas Spannendes zu erzählen haben». Gerade das macht die Auswahl der Gäste für die Sendung diffizil: Sie sollten eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen und eloquent, aber nicht zwingend prominent sein. In den letzten Sendungen war DJ Bobo der einzige «Persönlich»-Gast, den die Öffentlichkeit kennt. Andere Gesprächspartner könnte man der Kategorie «ziemlich bekannt» zuordnen, wie den SBB-Personalchef Markus Jordi und die Triathletin Daniela Ryf.
Im besten Fall sind sich die beiden Eingeladenen ebenbürtig, was die Gesprächsführung erleichtert. Anita Richner musste sich allerdings an die fast einstündige Dauer des Gesprächs gewöhnen: «Aber ich diskutiere fürs Leben gern.» Das tönt bei einer Radiomitarbeiterin ziemlich plausibel.
Anscheinend kann Richner auch längere Perioden der Stille geniessen, etwa wenn sie ihren Lieblingsroman «Jane Eyre» von Charlotte Brontë wieder liest. Diese Schriftstellerin war eine Generation jünger als Jane Austen. Aber sie fasste sich mit ihrer Liebesgeschichte ebenso lang wie diese und erfordert Ausdauer beim Lesen. «Jane Eyre» umfasst immerhin 784 Seiten in der Manesse-Ausgabe.