kulturtipp: Der Winter kommt. Wie reagierst du als Sänger auf Erkältungsviren?
Andreas Schaerer: Dann steige ich um vom «Nach-dem-Konzert-Bierchen» auf den «Vor-dem-Konzert-Salbeitee». Auch «Bühnenadrenalin» hilft weit mehr als Chemiecocktails.
Und wenn dir auf der Bühne die Stimme versagt …?
Das kommt selten vor. Doch dann versuche ich, mein Röcheln musikalisch zu nutzen.
Wie sieht dein Übungsprogramm aus: Singen mit den Kindern, Urschreie im Wald, Imitieren von Kaffeemaschinen …?
Viele Leute haben Ticks, kauen Fingernägel oder checken andauernd ihre Mails auf dem Smartphone. Mein Tick ist das Singen. Ich singe oft, ohne es zu merken und ernte zuweilen seltsame Blicke von Unbekannten. Aber natürlich setze ich mich auch bewusst zum Üben ans Klavier.
Du hast gerade eine Tournee durch Japan und Südkorea hinter dir. Wie werden europäische Jazzer dort empfangen?
Sehr respektvoll und professionell. Die Japaner lieben Jazz, hören aber eher amerikanischen Mainstream. Viele waren überrascht von unserer Musik und standen nach den Konzerten Schlange am CD-Verkaufstisch. In Südkorea war das Publikum komplett aus dem Häuschen und kreischte wie damals bei den Beatles.
Hast du es mit deiner Geräuschsprache einfacher, Leute auch in «exotischeren» Weltgegenden zu erreichen?
Das Klischee von Musik als universaler Sprache trifft zu. Die Tatsache, dass ich mit Geräuschen oder in Fantasiesprachen singe, macht es mir noch einfacher, die Leute zu erreichen. Ich klinge für ein schweizerisches Publikum wohl genauso verständlich oder unverständlich wie für ein japanisches.
Mit Hildegard lernt fliegen bist du auf Jubiläumstournee. Wie habt ihr es geschafft, 10 Jahre lang kreativ zu sein?
Wir versuchen, unsere Antennen wach zu halten. Gegenseitige musikalische Impulse innerhalb der Band, aber auch Reaktionen aus dem Publikum fliessen direkt in die Musik. Hildegard ist unser Sandkasten, unser Trampolin, unser Anti-Gravitationsfeld. Wir haben die kindliche Lust am Spiel nie verloren.
Welches grosse Projekt steht 2016 an?
Neben den aktuellen Bands werde ich neu ein Duo mit US-Gitarrist und Sänger Raul Midòn sowie ein Projekt mit den Franzosen Vincent Peirani und Emile Parisien starten. Besonders freue ich mich auf 2017. Dann geht «The Big Wig» auf Tournee: eine Sinfonie, die ich für ein 70-köpfiges Orchester geschrieben habe.
Konzerte
Do, 19.11., 20.00 Theater Casino Burgdorf BE
Mi, 25.11., 20.15 Theater am Gleis Winterthur ZH
Do, 26.11., 20.00 Chollerhalle Zug
Fr, 27.11., 21.00 Le Singe Biel BE
Weitere Termine: www.andreasschaerer.com