Weltstar Ingrid Bergman schaut in Berlin an der Kamera vorbei, die sie zusammen mit dem gebürtigen Ungarn Robert Capa verewigt. Der Zeugnischarakter scheint beiden nicht zu behagen. Capa (1913–1954) war es bei Kriegsende in Paris gelungen, die verheiratete Schauspielerin Bergman (1915–1982) zu erobern.
Bis zu ihrem Tod in Chelsea hat sie den Zettel aufbewahrt, den er ihr unter der Hoteltür ins Zimmer durchgeschoben hatte. Zusammen mit dem US-amerikanischen Schriftsteller Irwin Shaw hatte Capa die bewundernswerte Frau zum Abendessen eingeladen und ihr gleichzeitig mitgeteilt, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichten, ihr Blumen zu schicken. Die Entscheidung Blumen oder Abendessen sei beim Würfeln zugunsten der Einladung für das Essen ausgefallen.
Familienbilder
Die heftige Liebesaffäre, die sich zwischen den beiden entwickelte, liess Bergman ihren damaligen Ehemann Petter Lindström vergessen. Die Episode ist dem opulenten Fotoband «Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern» entnommen, der jetzt neu als broschierte Version herausgekommen ist. In seinem vor drei Jahren in Englisch erschienenen Roman «Seducing Ingrid Bergman» hat der Schriftsteller Chris Greenhalgh die Geschichte fiktionalisiert.
Bergmans Tochter Isabella Rossellini und der Verleger Lothar Schirmer haben aus 7000 Aufnahmen 385 Fotografien zusammengestellt, die als «zweites Gedächtnis» vom beruflichen und privaten Werdegang der dreifachen Oscar-Preisträgerin erzählen: Persönliche Erinnerungs- und Familienbilder mit den Ehemännern und ihren Kindern, Filmpartnern und Regisseuren. Die optischen Geschichten lassen den Betrachter an Alltäglichem und Spektakulärem, den Skandalen und Abstürzen der Schauspielerin teilhaben.
Unvergessene Bilder
Unvergessen bleibt etwa das Bild des Magnum Fotografen David Seymour; er lichtete den Weltstar 1952 als strahlende Mutter in Rom samt den zweieiigen Zwillingen Isabella und Isotta ab.
Verweilen lässt sich beim Blättern durch den Bilderreigen immer wieder bei den inszenierten Filmstills mit Bildausschnitten bis Höhe Bauchnabel und Close-ups. Angeregt durch die erotisierten Männerblicke, erscheint das Profil der Schauspielerin als besonders liebreizend. Schmachtend, entzückt, bis über beide Ohren verliebt schauen ihre berühmten Filmpartner Garry Cooper, Cary Grant oder Anthony Quinn zur anmutigen Frau hinab. Humphrey Bogart lässt in «Casablanca», dem besten US-Liebesfilm aller Zeiten mit bittersüssem Happy End, die Frau, die ihm in Paris das Herz gebrochen hatte, in selbstloser Liebe mit ihrem Ehemann ins unbesetzte Marokko ausfliegen. Der Bildband über Bergmans atemberaubendes Leben ist eine würdige Hommage an die herausragende Künstlerin.
Buch
Isabella Rossellini und Lothar Schirmer (Hrsg.)
«Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern» Schirmer/Mosel
(Neuauflage 2015).
TV
Casablanca
Mo, 24.8., 00.45 SRF 1
So, 30.8., 20.15 Arte
Ich bin Ingrid Bergman
So, 30.8., 21.45 Arte
Legenden der Leinwand – Ingrid Bergman
So, 30.8., 22.40 ORF 2
Wem die Stunde schlägt
So, 30.8., 23.20 ORF 2