kulturtipp: Was wäre Bern ohne den BeJazzSommer?
Fabio Baechtold: Dann wäre zwar immer noch viel los, aber es würde etwas fehlen. Viele Berner bleiben im Sommer in der Stadt und geniessen die Zeit an der Aare. Wenn sie am Abend mit den Flipflops von der Badi herkommen und am Festival landen, ist das schön. Was will man mehr?
Wie unterscheiden sich die BeJazz-Klubkonzerte von den Festival-Acts?
Im Klub wird nicht geplaudert, draussen gehört das aber dazu. Die Atmosphäre ist lockerer, und es gibt Laufpublikum, das sich spontan vor die Bühne stellt.
Was wird die grösste Herausforderung am Festival?
Die Hitze und die Masse bewältigen zu können! Früher war ich nach dem Festival völlig kaputt. Mittlerweile läuft es für mich angenehm ab, weil ich ein super Team habe.
Hatten Sie schon mit Reklamationen zu kämpfen?
Ein einziges Mal, als wir vorletztes Jahr einige laute Events veranstalteten. Da sich der Austragungsort, der Rathausplatz, mitten in einer Wohngegend befindet, strapazierten wir die Nerven der Anwohner. Ein Herr war damals besorgt über den Zustand seiner Fensterscheiben, nahm dies jedoch ziemlich gelassen.
Was bedeutet Ihnen Jazz?
Ich mag diese Musikrichtung extrem, höre aber auch ganz viel anderes gerne. Jazz ist spannend, weil ich nie genau weiss, was dabei passiert. Es gibt manchmal enttäuschende, vor allem aber schöne Momente.
Ist Ihr Job zum Hobby geworden?
Ja, in gewisser Hinsicht schon. Ich musste mein Politikwissenschaftsstudium kurz vor dem Abschluss abbrechen, weil ich immer mehr für BeJazz gearbeitet habe.
Machen Sie selbst Musik?
Nicht mehr. Früher war Bass zu spielen eines meiner Hobbies. Richtung Jazz ging es aber nie, dazu bin ich viel zu wenig talentiert.
Hören Sie bei der Arbeit Musik?
Ich höre bei der Programmplanung oft in Jazz-Tapes rein. Sonst nur beim Aufräumen nach den Konzerten. Dann kommt Elektro oder Hip-Hop zum Zug, weil mich das mitten in der Nacht aufputscht.
Ist New Orleans als Jazz-Hochburg ein geplantes Reiseziel?
Nein, die USA stehen nicht unbedingt auf meiner Prioritätenliste. Ich bin sicher, dass in den Südstaaten viel Spannendes laufen würde. Da unser Verein aber auf zeitgenössischen Jazz ausgerichtet ist, muss ich persönlich nicht extra die geschichtsträchtigen Orte dieses Musikstils besuchen.
BeJazzSommer
Di, 28.7.–Sa, 1.8. Rathausplatz Bern
www.bejazz.ch