Alpentöne Festival Experimente am Berg
Jazz vom «Zauberberg» und Experimental-Jodel aus Appenzell: Am Alpentöne Festival in Altdorf wird Undenkbares hörbar gemacht.
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Kulturtipp 16/2011
Frank von Niederhäusern
Ausgerechnet Altdorf. Was für Generationen von süd- und rückwärts kutschierten Ferienfamilien kaum mehr als ein blau betafelter Unort war, gilt heute als Hotspot herausragender Musikereignisse. Das seit 1999 biennal stattfindende Alpentöne Festival bietet einen «selten gewordenen Raum der Freiheit, der Kreativität und wertvollen Begegnungen», schreibt der französische Tubist Michel Godard im Altdorfer Dorfblatt «Adler». Und zahlreiche...
Ausgerechnet Altdorf. Was für Generationen von süd- und rückwärts kutschierten Ferienfamilien kaum mehr als ein blau betafelter Unort war, gilt heute als Hotspot herausragender Musikereignisse. Das seit 1999 biennal stattfindende Alpentöne Festival bietet einen «selten gewordenen Raum der Freiheit, der Kreativität und wertvollen Begegnungen», schreibt der französische Tubist Michel Godard im Altdorfer Dorfblatt «Adler». Und zahlreichen seiner Kollegen, die nach musikalischem Neuland suchen abseits stilistisch-ausgetrampelter Pfade, ergeht es genauso.
Alpin inspiriert
Auch die siebte Auflage von Alpentöne versammelt Projekte aus der klangvollen Biosphäre zwischen München und Genua, Wien und Marseille, wobei vieles neuartig oder gar erstmalig ertönt. Wie am Eröffnungsabend die Uraufführung der Suite «Berg Heim» des Bergamasker Avantgardisten Gianluigi Trovesi und die Premiere des «Schöwüescht»-Programmes von Noldi Alders Nois Kwintet.
Trovesi – quirliger Holzbläser und verspielter Komponist – wagt sich an ein Monument der alpin inspirierten Hochkultur und vertont Thomas Manns Epochenroman «Der Zauberberg». Als musikalischer Ausgangspunkt dient ihm Franz Schuberts Lied «Am Brunnen vor dem Tore», das den tuberkulösen Hans Castorp im Davoser Sanatorium über den Sinn von Leben und Tod grübeln liess. Gianluigi Trovesi wird sich fürs Leben entschieden haben! Zur Uraufführung von «Berg Heim» hat er das Orchestra della Svizzera Italiana verpflichtet.
Von alpinen Zwischenwelten hat sich auch Noldi Alder inspirieren lassen. «Schöwüescht» nennt er das neue, in Altdorf erstmals zu hörende Programm seines Nois Kwintet und spielt damit auf die urige Tradition des Silvesterklausens in seinem Heimat- und Wohnort Urnäsch an. Träfen Klang-Support bieten ihm hierfür vier wilde Kerle: Der urgewaltige Vokalist Bruno Amstad und der filigrane Perkussionist Lucas Niggli, die elfenhaft agierende Bassistin und Sängerin Anna Trauffer sowie die vielseitige Teufelsgeigerin Helena Winkelmann.
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Alpentöne 2009
Festival-Querschnitt (Musiques Suisses
2009).
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