Die beiden sind nicht die einzigen in der Kunstwelt, die gemeinsame Sache machen. Einzigartig ist aber, dass sie in ihrem jeweiligen Stil zusammen zeichnen und texten, statt arbeitsteilig tätig zu sein. So ist der Titel der Ausstellung wörtlich zu verstehen: «Drawn Together» heisst «zusammen, gemeinsam gezeichnet».
Langzeit-Kollaboration
In diesem symbiotischen Kreativverhältnis sind über Jahrzehnte die Arbeiten ihres Comic-Projekts entstanden. Schonungslos, tabufrei, deftig, frech und urkomisch berichten Aline und Robert in Bildern und Texten aus ihrem turbulenten Alltag, der ungewöhnlich genug ist – eine Welt der Obsessionen und Neurosen. Die Comics ergeben zusammen eine einzige grosse Beziehungs- und Familiengeschichte. Darin agieren die Crumbs nicht nur als Hauptdarsteller, die sie selber auf Papier zum Comic-Leben erwecken: Auf einer «Meta-Ebene» kommentieren Mr und Mrs Crumb das Gezeichnete zusätzlich aus dem Off.
Gestartet haben sie ihre Langzeit-Kollaboration im Jahr 1972. Beide stammen von der US-Ostküste, Aline (*1948) mit jüdischem, Robert (*1943) mit katholischem Erziehungshintergrund. Kennengelernt hatten sich die beiden an der Westküste, in San Francisco. Es war die Zeit des gegenkulturellen Aufbruchs in den Hippie-Jahren. Aline Kominsky publizierte Anfang der 1970er-Jahre feministisch geprägte autobiografische Underground-Comics oder «Comix», wie man diese nicht-kommerziellen Arbeiten in Abgrenzung vom Mainstream nennt. «Dirty Landry» («Schmutzige Wäsche») ist der Titel der gemeinsamen Publikationen.
Ein brillanter Zeichner
Robert «Bob» Crumb gehört zu den Pionieren des US-amerikanischen Underground-Comics. Weltberühmt sind seine Figuren Mr. Natural und Fritz the Cat. Sein Schaffenshorizont geht aber weit über das Provokative und bisweilen Schockierende mit der Lieblingsobsession Sex hinaus. Zusammen mit dem Autor David Zane Mairowitz veröffentlichte Crumb etwa einen Sachcomic zu Franz Kafka. Eine seiner jüngeren Arbeiten ist – eine Comic-Adaption der Genesis. Daneben ist Crumb ein ausgewiesener Kenner und grosser Liebhaber von alter Jazz- und Country-Musik. Vielfach wird er auf seine «heiklen» Inhalte reduziert. Dabei wird gerne vergessen, was für ein brillanter Zeichner Robert Crumb eigentlich ist.
Individuelle Arbeiten
Ihre Heimat haben die beiden vor langer Zeit verlassen. Aline Kominsky-Crumb und ihr Künstlergatte leben seit 1989 in einem kleinen südfranzösischen Dorf.
Die Basler Ausstellung zeigt ausser Originalen aus den Gemeinschaftswerken auch Arbeiten, die je individuell entstanden sind: Gemälde von Aline Kominsky-Crumb sowie Robert Crumbs Musikerbilder und berüchtigte Frauenporträts.
Im August erscheint der Katalog zur Basler Ausstellung, mit in Europa bisher unveröffentlichten Crumb-Geschichten und Texten von Herausgeberin Anette Gehrig, Michael Freund, Sébastien Gokalp, Paul Morris und Joos Swarte (Christoph Merian Verlag).
Aline Kominsky-Crumb & Robert Crumb: Drawn Together
Bis So, 13.11. Cartoonmuseum Basel