Das Mädchen Alice, wie man es aus dem Buch kennt, ist bei Tim Burton ins heiratsfähige Alter gekommen. Die 19-Jährige (Mia Wasikowska) weiss allerdings nichts davon, als ihr auf einer Gartenparty der Langweiler Lord Hamish unverhofft einen Antrag macht. Alice flüchtet. Sie stürzt – wie vor 13 Jahren – in ein Baumwurzelloch und findet sich in
einer wundersamen Unterwelt wieder. Hier schrumpft sie und dehnt sich aus, vor allem aber tritt sie in ein düster-märchenhaftes Reich voller seltsamer Gestalten ein. Absolem, die sprechende Raupe, raucht Wasserpfeife. Die Grinsekatze, die sich in nichts auflösen kann, gehört ebenso zu den fantastischen Kreaturen wie die Schlafmaus oder das Zwillingspaar Tweedledee und Tweedledum.
Einiges kommt Alice bekannt vor, denn als Kind hat sie alles schon einmal erlebt. Oder, so vermutet sie: «Es ist nur ein Traum. Es kann nichts passieren.»
Ein wahres Bilderfest mit prominenten Stimmen
Das Personal im Wunderland ist einerseits treu der Buchvorlage entnommen, anderes hat Tim Burton hinzugedichtet. Seine Vorliebe für Gruseliges hat sich der US-Regisseur bei seinem fantastischen Film bewahrt. Der Traum von Alice – er ist hier mehr ein opulent angerichteter Leinwand-Albtraum, in dem böse Mächte wirken. Nicht viel zu lachen hat man am Hof der Roten Königin. Mantramässig schreit sie bei passender Gelegenheit den Befehl «Off with their heads!». Was heisst, dass Unerwünschten schleunigst der Kopf vom Rumpf getrennt werden soll. Die Rote Königin ist ein typisches Geschöpf der besonderen Machart des Films, einer Mischung von Realfilm und 3D-Animation. Die Rote Königin etwa besitzt einen aufgeblasenen Kopf und eine Wespentaille; Helena Bonham Carter spielt die Rolle halb real, halb digital.
Johnny Depps Mad Hatter (der verrückte Hutmacher) ist immer noch wahnsinnig. Apropos verrückt: Eine Rückblende in die Kindheitsjahre von Alice zeigt, wie die Kleine ihrem Vater von Albträumen berichtet. Sie fürchte, verrückt zu werden. Der Vater tröstet seine Tochter mit den Worten: «Verrückt, das sind alle besten Menschen.»
Tim Burton bietet eine Fortsetzung der beiden literarischen Vorlagen von Lewis Carroll: «Alice’s Adventures In Wonderland» (1865) und «Through The Looking-Glass» («Alice hinter den Spiegeln», 1872). Seine Filmversion aus dem Jahr 2010 ist ein technisch hochgerüstetes bonbonbuntes Abenteuer, ein wahres Bilderfest. «Alice In Wonderland» wartet mit den Stimmen prominenter Schauspieler auf, unter anderem von Alan Rickman, Michael Sheen oder Christopher Lee.
Die Kritik hat Tim Burtons «Alice» zwiespältig aufgenommen. Die einen waren begeistert, den andern war es zu viel des Guten. Immerhin: Der 200 Millionen Dollar teure Film spielte weltweit mehr als eine Milliarde Dollar ein und liegt auf Platz 27 auf der Liste der erfolgreichsten Filme überhaupt.
DVD
Alice In Wonderland
Regie: Tim Burton
USA 2010
DVD 100 Minuten
(Disney 2010).