Aargauer Symphonie Orchester «Eine klassische Grundversorgung»
In seinem 48. Betriebsjahr ist das Aargauer Symphonie Orchester (ASO) gut positioniert. Mit einem mutigen Programm konkurriert das Profiorchester mit jenen der Grossstädte ringsum.
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Kulturtipp 10/2011
Letzte Aktualisierung:
05.03.2013
Christian Berzins
Der Dirigent kommt aus England und lebt auf der Insel Reichenau im Bodensee. Von seinem Studio aus blickt er über den Rand der Partituren hinaus auf den Untersee. Nach dem Studium packt er den Koffer und fährt nach Kloten zum Flughafen – oder mit dem Auto in den Aargau.
Dort ist der 1955 geborene Douglas Bostock, der oft in Japan und Tschechien arbeitet, seit 2001 Chefdirigent. Und keinem erscheinen diese zehn Jahre als lang. «Es ist so viel passiert in dieser Zeit&...
Der Dirigent kommt aus England und lebt auf der Insel Reichenau im Bodensee. Von seinem Studio aus blickt er über den Rand der Partituren hinaus auf den Untersee. Nach dem Studium packt er den Koffer und fährt nach Kloten zum Flughafen – oder mit dem Auto in den Aargau.
Dort ist der 1955 geborene Douglas Bostock, der oft in Japan und Tschechien arbeitet, seit 2001 Chefdirigent. Und keinem erscheinen diese zehn Jahre als lang. «Es ist so viel passiert in dieser Zeit», sagt Bostock. «Und es geschieht so viel, dass ich am Aargauer Symphonie Orchester weiterhin viel Faszinierendes und viel Freude finde. Probleme gibt es überall – in Aarau wie in Berlin oder New York!»
«Gut positioniert»
Auch dank Bostocks Arbeit ist das 57-köpfige Orchester vom Regierungsrat vor Kurzem zu einem Aargauer Kulturleuchtturm ernannt worden. Das ist beachtlich, gab es doch vor zehn Jahren viele Stimmen im Kanton, die das Orchester für überflüssig hielten. «Heute», so Bostock, «ist das Orchester gut positioniert.»
National steht das 1963 gegründete ASO im Schatten der Orchester in Zürich, Basel, Bern und Luzern. Im Kanton Aargau aber sorgt man mit fünf Abo-Konzerten, dem Mitwirken bei der Oper in Hallwyl, mit Kinder- und lockeren Openair-Konzerten, Schülerworkshops und Dirigentenmeisterkursen für die klassische Grundversorgung. Ziel ist es, die Verankerung im Aargau auszubauen, aber auch, die Wahrnehmung in der Schweiz zu verstärken. Dazu bräuchte man einen Intendanten, der aktiv in den Musikmarkt eingreift.
Und nicht nur das. Der Dirigent wie auch ASO-Präsident Jürg Schärer träumen von einem eigenen Konzertsaal. Eine Arbeitsgruppe ist gebildet. Bostock stellt sich für die Heimat des ASO einen Saal wie denjenigen in Friedrichshafen vor: «Dort gastieren viele Orchester, die auf Tournee sind. Orchester, die weder in Basel noch in Zürich halt- machen.»
Präsident Schärer bestärkt seinen Dirigenten: «Im Aargau wohnen 603 000 Menschen, wir sind der drittstärkste Wirtschaftskanton der Schweiz. Dieser Kanton muss sich zugunsten seiner Einwohner kulturell etwas leisten – dazu gehört auch die Infrastruktur. Der Saal muss nicht 1200 Plätze haben, 700 genügen.»
Innovatives Programm
Das ist freilich Zukunftsmusik. Bis heute hören jeweils rund 300 Leute die Konzerte im Kultur- und Kongresshaus Aarau oder in der Badener Trafohalle. Weiter reist das Orchester auch nach Muri, Suhr, Zofingen oder
Wohlen.
Erfreulich: Das ASO begnügt sich nicht mit den Publikumsrennern. Im März spielte man etwa Arthur Honeggers Oratorium «König David» und setzte damit die lange ASO-Tradition fort, der Schweizer Musik Gehör zu verschaffen.
[CD]
Camille Saint-Saëns
Piano Concertos 2 & 5, Wedding Cake – mit Oliver Schnyder
(Eigenverlag 2005).
Friedrich Theodor Fröhlich
Mit Tschupp, Kissóczy (ASO CD 2002).
www.aso-ag.ch
ASO unter Douglas Bostock, Solist: Bernd Glemser. Werke von Beethoven und Rachmaninow
[/CD]