7 DOLLAR TAXI «Wir sind nun mit allen Wässerchen gewaschen»
Der Traum vom grossen Plattenvertrag war zum Greifen nah. Und platzte. Doch die Schweizer Band 7 Dollar Taxi gibt nicht auf. Sie startet nochmals voll durch.
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Kulturtipp 18/2011
Letzte Aktualisierung:
10.09.2019
Urs Hangartner
Es hört sich fast so an wie
ein Rock-’n’-Roll-Märchen: Ein Londoner Plattenlabel bietet vier jungen Luzernern einen Künstlervertrag an. Er würde die Produktion von fünf Alben mit internationaler Verbreitung garantieren. Hinzu kämen Vorschuss und der Umzug nach England. Doch es soll nicht sein: Als es nach eineinhalb Jahren Hin und Her fast so weit ist, bringt die Finanzkrise den Traum zum Platzen.
Die Musiker, heute zwischen 22 und...
Es hört sich fast so an wie
ein Rock-’n’-Roll-Märchen: Ein Londoner Plattenlabel bietet vier jungen Luzernern einen Künstlervertrag an. Er würde die Produktion von fünf Alben mit internationaler Verbreitung garantieren. Hinzu kämen Vorschuss und der Umzug nach England. Doch es soll nicht sein: Als es nach eineinhalb Jahren Hin und Her fast so weit ist, bringt die Finanzkrise den Traum zum Platzen.
Die Musiker, heute zwischen 22 und 24 Jahre alt, nutzen
das unverschuldete Scheitern als Chance. Sie bringen im Februar 2011 ihr zweites Album heraus. Es trägt den ironisch-sinnigen Titel «Well, It’s About Time» und zeigt auf dem Cover die Band beim gemütlichen Teetrinken in einer Suite des Luzerner Nobelhotels Schweizerhof.
Hits in der Romandie
Seit acht Jahren spielen sie zusammen. Ihr Debütalbum von 2006 findet ein schönes Echo, sie geben in England und Deutschland fleissig Konzerte, ihr Ruf als begeisternder Live-Act verbreitet sich weitherum. Vom ersten Album, das 2008 auch in Japan veröffentlicht wird, verkaufen 7 Dollar Taxi dort mehr Exemplare als in der Schweiz.
Lehren aus dem geplatzten Plattendeal haben sie gezogen, so Sänger und Gitarrist Tizian von Arx: «Wir sind nicht mehr so blauäugig und nun mit allen Wässerchen gewaschen.» Das neue Ziel für die vier heisst nun «nationale Resonanz». Das ist ihnen dieses Jahr bereits gut geglückt. Ihre Musik kommt im Radio (nachdem das frühere Stück «Jurassic Head» 2010 auf DRS 3 zum besten Indie-Song gewählt wurde). Ihr Video läuft im Fernsehen. Sie geben am Gurtenfestival und da und dort Konzerte, fahren ins Tessin und mehrmals in die Romandie.
Was 7 Dollar Taxi machen, ist Sixties-orientierte, britisch angehauchte Gitarrenmusik; mit Songs darunter, die das Zeug zum Hit haben. Gerade auch in der Westschweiz. «Unseren Song ‹Sputnik & Laika›», weiss Tizian von Arx, «nennen sie in der Romandie ‹un tube›, einen Hit.» In der Tat werden sie – selten genug für eine Band aus der Deutschschweiz – in den welschen Radios rauf- und runtergespielt. Sie treten an einem Festival vor 8000 Leuten auf und via Radio live vor 350 000 Zuhörern.
Konzert in Deutschland
Neuste Erfolgsnachricht für das musikalische Taxiunternehmen: Diesen Herbst wird es für das aktuelle Album einen Vertrieb in Deutschland geben. Im September gehts für die vier ans Reeperbahn-Festival nach Hamburg. Und die Hoffnung reist mit, dass sich im nördlichen Ausland dann auch Konzertveranstalter finden, die 7 Dollar Taxi buchen. Trotz der England-Enttäuschung wollen sie unbedingt weiter- und vorwärtsmachen. Auch wenn ihnen klar ist, dass das grosse Geld nicht mehr unbedingt auf sie wartet. Die Devise lautet: «Es soll uns einfach Spass machen.» Und: «Wir wollen noch einmal Vollgas geben.»
Ein drittes Album ist bereits in Planung. Mit in die Vorwärtsstrategie gehört auch eine originelle Merchandising-Idee: Die Band hat unter dem Produktnamen «7 Dollar Taxi’s Have A Cup» ein eigenes Getränk auf den Markt gebracht. Es ist, very British natürlich, Schwarztee mit Orangen- und Grapefruit-Aroma.
[CD]
7 Dollar Taxi
Well, It’s About Time
(HRP 2011).
[/CD]