Für Aki Kaurismäki ist der Fall klar. «Die Argentinier sagen immer, sie hätten den Tango erfunden. Das stimmt nicht, 
wir Finnen waren es», grantelt der bekannte Regisseur aus Helsinki voller Schalk. Dokfilmerin Viviane Blumenschein reist mit dieser provokativen These nach Argentinien. Dort lachen sich Chino Laborde, Diego Kvitko und Pablo Greco zuerst die Hucke voll. Doch als die drei bekannten Tangomusiker erfahren, dass am europäischen Polarkreis tatsächlich Tango gespielt und getanzt wird, packt sie die Neugierde.

Die Leidenschaft zählt

«Mittsommernachtstango» ist der wunderbare Reisebericht dreier leidenschaftlicher Grossstadt-Musiker in die Weiten Finnlands. Dort entdecken sie zwischen Wäldern und Seen innig schweigende Tanzpaare, die sich über lauschige Holzbühnen schieben. Der nordische Tango wirke genauso steif wie die hölzerne Leidenschaft der Finnen, kritteln die Argentinier. Doch dann treffen sie auf den kauzigen M.A. Numminen, auf die feurige Sanna Pietäinen und auf den angejahrten Reijo Taipale, der ihnen mit «Satumaa» den finnischen Tangoklassiker schlechthin vorsingt. Die Argentinier sind hingerissen von diesen singenden Volkshelden und stimmen munter ein in die zaghaft aufbrechende finnische Lebensfreude.

Die deutsche Dokfilmerin Viviane Blumenschein zeigt, dass das Wesen des Tango sowohl in Argentinien wie in Finnland zu finden ist. Melancholie und Leidenschaft prägen die Kultur beider Völker, mögen ihre Temperamente noch so verschieden sein. Der Film lebt von Musik, stimmungsvollen Bildern und einem herrlichen Humor finno-argentinischer Mischart.

Mittsommernachtstango
Regie: Viviane Blumenschein
83 Minuten
Sa, 25.6., 22.30 3sat
So, 26.6., 11.55 SRF 1